In seiner ersten Ansprache als Oberhaupt der Anglikaner vor der Synode der Kirche von England sagte er am Freitagabend im nordenglischen York, es sei "absurd und unmöglich", gesellschaftliche Veränderungen zu ignorieren. Dazu gehöre auch, dass sich die Kirche gegenüber homosexuellen Menschen öffne. Welby war im März offiziell in sein Amt als 105. Erzbischof von Canterbury eingeführt worden.
Vor der Synode sagte er, die Parlamentsdebatte im Oberhaus zur Einführung der Homo-Ehe habe eine überwältigende Veränderung der "kulturellen Umgebung" deutlich gemacht. Vorhersehbare Haltungen seien nicht mehr da gewesen. "Die Haltung der Kirchen wurde wahrnehmbar angefeindet", sagte Welby. Im Juni hatte das Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe in Großbritannien eine weitere wichtige Hürde genommen. Das britische Oberhaus stimmte in zweiter Lesung für die Gesetzesvorlage, die es gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglichen soll, zu heiraten.
Manches, was er rund um die Debatte gehört habe, sei ihm als Gegner der Homo-Ehe in Mark und Bein gefahren. Zum Beispiel dass 97 Prozent aller homosexuellen Teenager laut einer Studie Mobbing ausgesetzt seien. Auch dass in den USA für diese Teenager Selbsttötung die Haupttodesursache sei, habe ihn schockiert. "Wir können nicht dasitzen und so etwas hören, ohne erschüttert zu sein", sagte Welby.
Zwar kündigte das Anglikaner-Oberhaupt keine grundsätzliche Änderung seiner Haltung zur Homo-Ehe an, sagte aber, die Kirche werde in allen ihren 5.000 Schulen im Land Anti-Mobbing-Programme zum Thema Homosexualität einführen.