Die moderne Kultur habe den Glauben an Gott verloren, wird in der Enzyklika gewarnt. Ohne Glauben drohten jedoch die Grundlagen der Menschlichkeit verloren zu gehen.
Die moderne Idee der Menschenwürde geht "Lumen fidei" zufolge auf den christlichen Glauben zurück. Durch diesen würden Menschen zu aktiver Hilfe für notleidende Menschen, einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und zu Entwicklungsmodellen veranlasst, die nicht allein an Profit ausgerichtet sind. Der Glaube trage überdies zur Ausformung gerechter Regierungsformen bei, die am Allgemeinwohl orientiert seien.
Nur ein einziger christlicher Glaube
Moderne Gesellschaften tendierten dazu, den Glauben als Illusion zu verurteilen, "die unseren Weg als freie Menschen in die Zukunft behindert", heißt es in dem Lehrschreiben. Die Enzyklika widerspricht in diesem Zusammenhang unter Hinweis auf den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900) einer Auffassung, nach der Glauben und die Suche nach Erkenntnis einander ausschließen. Nach Worten der Enzyklika existiert nur ein einziger christlicher Glaube, der "in seiner ganzen Reinheit und Unversehrtheit" bezeugt werden muss. Wer einzelne Glaubenssätze ablehne, schade dem Glauben insgesamt, da diese eine Einheit bildeten.
Das "Licht der eigenständigen Vernunft" sei nicht imstande, genügend Klarheit über die Zukunft zu vermitteln. Die Zukunft bleibe so im Dunkeln und lasse "den Menschen in der Angst vor dem Unbekannten zurück", heißt es in der Einleitung des Rundschreibens. Ohne die Unterstützung des Glaubens sei die Vernunft nicht in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Auch blieben Forderungen nach der Gleichheit der Menschen und nach allgemeiner Brüderlichkeit ohne Gottesbezug unhaltbar.
Wahrheit in der Krise
Erst der feste Glaube an die Botschaft des Christentums führe zu wahrer Erkenntnis sowie zum Dialog mit anderen Religionen, heißt es in dem vom amtierenden Papst und seinem Vorgänger verfassten Lehrschreiben. Die moderne Kultur habe die Wahrnehmung der Gegenwart Gottes verloren. Daher sei es heute nötiger denn je, "an die Verbindung des Glaubens mit der Wahrheit zu erinnern". Die Wahrheit stecke in einer Krise.
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Die Suche nach eindeutigen und umfassenden Wahrheiten erinnere moderne Menschen vielfach an die Ansprüche totalitärer Regime des vergangenen Jahrhunderts, die mit ihren Auffassungen das Individuum zu erdrücken drohten, beklagen die Autoren. In dem darauffolgenden Relativismus gelte allein die Wahrheit der Technologie und der Subjektivität eines jeden einzelnen Menschen. So erscheine es "logisch, dass man die Verbindung der Religion mit der Wahrheit lösen möchte", da diese Verknüpfung als Wurzel von Fanatismus gesehen werde.