"Gewähre ihm, so bitten wir, eine ruhige Nacht und ein friedliches, vollkommenes Ende", sprach der anglikanische Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, am Dienstagabend in einem Gebet im Krankenhaus bei Mandela und seiner Familie. Der ehemalige südafrikanische Präsident liegt seit dem 8. Juni wegen einer Lungeninfektion im Mediclinic Heart Hospital in Pretoria. Seit dem Wochenende wird der Gesundheitszustand des 94-Jährigen als "kritisch" eingestuft.
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"Nimm ihnen die Angst"
Erzbischof Makgoba sprach Mandelas Frau Graça Machel und den anderen Angehörigen laut Medienberichten Kraft zu "in dieser schwierigen Zeit des Zuschauens und Wartens". An Gott appellierte er: "Nimm ihnen die Angst, so dass sie ihrer Trauer begegnen und diese vor Dich bringen können." Auch Ex-US-Außenministerin Hillary Clinton twitterte, sie habe Mandela, seiner Familie und seinem Land Gebete und gute Wünsche geschickt. Sie und ihr Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, gelten als enge Freunde der Mandela-Familie.
Einem Zeitungsbericht zufolge wird wegen Nierenversagens alle zwei Tage eine dreistündige Dialyse bei Mandela durchgeführt. Die Ärzte hätten der Familie angeboten, über die Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte zu entscheiden, so der "Citizen" unter Berufung auf Angehörige. Auch am Mittwoch wurden wieder zahlreiche Karten mit Genesungswünschen, von Kindern gemalte Bilder, Blumensträuße und Luftballons vor das Hospital gelegt und an seinen Zäunen befestigt. In der Nacht hatten Menschen Kerzen angezündet, gebetet und Lieder der Freiheitsbewegung gesungen. Am Mittwoch kam neben vielen anderen eine Gruppe von Kindergartenkindern, befestigte Grußkarten am Zaun vor dem Klinikeingang und sprach auf Zulu ein Gedicht, in dem es hieß: "Halt durch, alter Mann".
Angehörige Mandelas waren am Dienstag in Mandelas Heimatort Qunu mit Ältesten zusammengetroffen und hatten die Begräbnisstätte der Familie besucht. Bei dem Treffen soll es laut südafrikanischen Medien Streit gegeben haben über die Frage, wo Mandela beerdigt werden soll. Der "Citizen" berichtete am Mittwoch ferner, in der Familie werde diskutiert, ob man den 94-Jährigen weiter mit Maschinen am Leben lassen oder aber ihn "gehen lassen" sollte. Von Angehörigen gab es dafür keine Bestätigung.
Symbol für Frieden und Versöhnung
Mandela gilt weltweit als Symbol für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung. Wegen seines Kampfes gegen das rassistische Apartheid-Regime in Südafrika war er 27 Jahre im Gefängnis. 1990 wurde er freigelassen und handelte mit seinen politischen Gegnern den friedlichen Übergang zur Demokratie aus. 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten gewählt. 1999 gab er das höchste Staatsamt ab.
###mehr-links###Der drohende Tod des Friedensnobelpreisträger überschattet unterdessen die Vorbereitungen des Südafrikabesuchs von US-Präsident Barack Obama, der am Freitag in Johannesburg erwartet wird. Diplomaten seien in größter Sorge, dass das minutiös geplante, dreitägige Besuchsprogramm bei einem Ableben Mandelas in diesen Tagen völlig unrealistisch sei, so westliche Diplomaten. Sollte Mandela bis Freitagmorgen sterben, sei eine gänzliche Absage des Besuchs möglich. Obama würde dann zu den Beisetzungsfeierlichkeiten nach Südafrika kommen.