Unter dem Motto "Überall ist Taksim. Überall ist Widerstand" prangerten die Demonstranten das harte Vorgehen der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gegen die Proteste in Istanbul und anderen türkischen Städten an. Als Redner waren unter anderem der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, angekündigt.
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Redner forderten einen Rücktritt Erdogans und sofortige Neuwahlen. Transparente trugen Aufschriften wie "Erdogan, der Wolf im Schafspelz" oder "Europa weiß, was Sache ist - in Ankara regiert ein Faschist". Die Demonstranten, die aus ganz Deutschland angereist waren, hielten unter anderem eine Schweigeminute ab "für alle, die ihr Leben für Freiheit und Demokratie geopfert haben".
Organisiert wurde die Kundgebung in Köln von der Alevitischen Gemeinde Deutschland, einer liberalen islamischen Gemeinschaft. Die Aleviten haben in den vergangenen Wochen schon mehrfach das harte Vorgehen der türkischen Polizei gegen Demonstranten angeprangert.
Nach Angaben der Kölner Polizei vom Samstagmittag verlief die Kundgebung bis dahin ohne Zwischenfälle. Die Polizei sprach von einem "erfreulich friedlichen Verlauf".
"Am Ende entscheidet natürlich das türksiche Volk"
Die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Aydan Özoguz distanzierte sich von Slogans, die Erdogan als Diktator einstuften. Rund 50 Prozent der Türken hätten den Ministerpräsidenten und seine Partei AKP gewählt, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. "Am Ende entscheidet natürlich das türkische Volk, ob Erdogan weiter regiert oder nicht."
Bei den Auseinandersetzungen in der Türkei, die Ende Mai mit dem Protest von Umweltaktivisten nahe dem Istanbuler Taksim-Platz begonnen hatten, sind bereits mehrere Menschen getötet worden. Seitdem gab es in vielen türkischen Städten Demonstrationen gegen den als autoritär empfundenen Regierungsstils Erdogans und seiner islamistischen Regierungspartei AKP.
Die Aleviten sind eine Glaubensgemeinschaft, der etwa 15 bis 25 Prozent der Türken angehören. Ihre Lehre entstand im Mittelalter aus einer Mischung islamischer und nicht-islamischer Einflüsse. Aleviten werfen der Erdogan-Regierung vor, sie an den sunnitischen Islam assimilieren zu wollen. In Deutschland leben etwa 20.000 Aleviten.