In dem am Montag in Genf vorgestellten ökumenischen Dokument "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" bekennen beide Kirchen, am Bruch der kirchlichen Einheit Schuld zu tragen. Der Bericht der Lutherisch-Katholischen Kommission für die Einheit soll auf das Reformationsjubiläum in vier Jahren auf Weltebene vorbereiten. An der kirchlichen Praxis, etwa bei der Trennung beim Abendmahl, wird der Text allerdings nichts ändern. Es handelt sich zudem um ein rein lutherisch/römisch-katholisches Papier, das andere refomierte evangelische Traditionen weitgehend ausklammert.
Christen müssten in Zeiten von Ökumene und Globalisierung mit einer Stimme sprechen, hieß es weiter. Der Text soll zur "Heilung" schmerzvoller Erinnerungen beitragen und die Einheit fördern. Im Licht der Ökumene könnten "Katholiken heute Martin Luthers Reformanliegen würdigen und sie mit größerer Offenheit betrachten, als dies früher möglich schien", wird unterstrichen. Die Kommission wurde vom Lutherischen Weltbund (LWB) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen beauftragt, den ökumenischen Dialog auf globaler Ebene zu fördern.
"Luther hatte nicht die Absicht, eine neue Kirche zu gründen."
Viele der theologischen Erkenntnisse Luthers teilten inzwischen auch katholische Christen. Dies habe der ökumenische Dialog gezeigt: "Es wächst das Bewusstsein, dass der Streit des 16. Jahrhunderts zu Ende ist." Die Gründe, sich gegenseitig zu verurteilen, seien entfallen, auch wenn man noch nicht in allen Glaubensfragen einig sei.
###mehr-artikel###
Mit Verzerrungen der jeweils anderen Seite hätten Lutheraner und Katholiken in der Reformationszeit Schuld auf sich geladen. Darum müsse im Jahr 2017 offen bekannt werden, "dass wir vor Christus schuldig geworden sind, indem wir die Einheit der Kirche beschädigt haben." Der Text betont: "Luther hatte nicht die Absicht, eine neue Kirche zu gründen."
In vier Jahren jährt sich der legendäre Thesenanschlag von Martin Luther (1483-1546) in Wittenberg zum 500. Mal. Die römisch-katholische Kirche steht dem Reformationsjubiläum bislang weitgehend zurückhaltend gegenüber. Man könne nicht die Spaltung der Kirche feiern, hieß es. Frühere Jahrhundertgedenken hatten sich durch heftige wechselseitige Polemik ausgezeichnet. Auch daran wird in dem Papier "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" erinnert. Protestanten hätten dabei ihr eigenes Glaubensverständnis als überlegen gefeiert, während Katholiken evangelische Christen des Abfalls von der wahren Kirche beschuldigten.
"Die Geschichte der Reformation gemeinsam erzählen"
Erstmals hätten lutherische und römisch-katholische Christen auf globaler Ebene "zusammen daran gearbeitet, die Geschichte der Reformation gemeinsam zu erzählen", teilte der Lutherische Weltbund mit, dem 143 Mitgliedskirchen mit rund 70 Millionen Christen in 79 Ländern angehören. Die Publikation sei auch möglich geworden durch die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre".
Der Lutherische Weltbund und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen hatten das kirchenhistorisch bedeutsame Dokument zur Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet. Sie erklärten damit offiziell, die gegenseitigen Verurteilungen aus der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert würden nicht mehr ihrer heutigen Lehre entsprechen.