Abschied von Walter Jens

Foto: dpa/Franziska Kraufmann
Abschied von Walter Jens
Verwandte, Freunde und Wegbegleiter haben am Montag in Tübingen von dem Publizisten und Rhetorikprofessor Walter Jens Abschied genommen.

Der evangelische Pfarrer Karl Theodor Kleinknecht würdigte bei einer Trauerfeier in der Tübinger Stiftskirche die Leistungen des Verstorbenen. Jens habe in seinem Leben zwar viel Glück gehabt, etwa dass er aufgrund seines Asthmas nicht zum Kriegsdienst musste, doch er habe aus diesen glücklichen Konstellationen auch etwas gemacht.

Der Theologe hob Jens' Engagement als Schriftsteller, Redner, Moralist und Pazifist hervor. Durch seine Übersetzungen heiliger Schriften habe Jens das Heilige weltlich zur Sprache gebracht. Gleichwohl habe es auch bei diesem großen Menschen Versagen, Irregehn und Schuld gegeben. Während des Dritten Reiches war Jens Mitglied in der Hitlerjugend und im NS-Studentenbund. Außerdem wurde im Jahr 2003 bekannt, dass Jens Mitglied der NSDAP war.

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Auf Wunsch der Familie gab es bei der Feier keine Nachrufe. Stattdessen wurde das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt, das Jens literarisch kommentiert hatte. Im Anschluss an die Trauerfeier wurde Jens auf dem Tübinger Stadtfriedhof beigesetzt.

Walter Jens war am 9. Juni im Alter von 90 Jahren gestorben. Der  ehemalige Präsident der Berliner Akademie der Künste und einstige Leiter des Deutschen PEN-Clubs galt in der alten Bundesrepublik aufgrund seines Eintretens für Demokratie und eine tolerante Streitkultur als moralische Instanz.