Die Kirchen müssten auf jeden Konflikt einzeln Antworten finden, weil die Lage zu komplex für einfache Lösungen sei, ergänzte der Generalsekretär des Weltkirchenrats. Der Konflikt in Syrien verlange andere Antworten als die Angriffe der islamistischen Gruppe Boko Haram auf Kirchen in Nigeria.
Fykse Tveit und der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, betonten zudem, dass sich die Kirchen für eine langfristige Perspektive der Prävention von Konflikten und der gewaltfreien Konfliktlösung einsetzen müssen. "Gerechter Frieden" sei mehr als das politische Konzept der Schutzverantwortung, das militärische Eingriffe bei Kriegsverbrechen, Genozid oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit rechtfertigt, sagte Brahms. Er warnte auch davor, dieses Konzept als Legitimation militärischer Eingriffe zu missbrauchen.
Religionsvertreter wollen gemeinsame Antworten finden
Beide Kirchenvertreter unterstrichen die Bedeutung des interreligiösen Dialogs über Friedensfragen, um gemeinsam im öffentlichen Diskurs auftreten zu können. Vertreter von Islam, Judentum, Buddhismus und Christentum waren sich bei der Tagung darüber einig, dass gemeinsame Antworten gefunden werden müssten. Die Judaistin Edna Brocke forderte dabei, neben Antworten auf der Grundlage heiliger Schriften auch säkulare Positionen zu entwickeln, um im gesellschaftlichen Diskurs besser verstanden werden zu können.
Das Konzept des "gerechten Friedens" ist Ergebnis der vom ÖRK 2001 ausgerufenen Dekade zur Überwindung der Gewalt und löste das kirchliche Konzept vom "gerechten Krieg" ab. 2008 verankerte die EKD diesen Grundsatz in ihrer Friedensdenkschrift. Im November tagt im südkoreanischen Busan die Vollversammlung des ÖRK, bei der es auch um Friedensfragen gehen soll. Die Ergebnisse der dreitägigen Tagung in Berlin sollen dort in die Diskussion eingebracht werden.