Wenn diese Untergrenzen "moderat und nach Branchen und Regionen unterschiedlich sind, muss dies keine Arbeitsplätze kosten", sagte der Behördenchef. In den vereinbarten neuen Mindestlöhnen im Friseurhandwerk sieht Weise einen guten Einstieg. Er vermutet aber, dass die Schwarzarbeit in dieser Branche zunehmen werde. "Nur muss den Bürgern eines klar sein: Was sie durch Geiz sparen, zahlen sie später wieder drauf, wenn noch mehr Steuern für das Aufstocken von Löhnen fällig werden."
Befristete Jobs problematisch
Weise hält es für akzeptabel, dass die Jobcenter bei Menschen, die jahrelang ohne Job waren und deren Produktivität beim Wiedereinstieg in den Job zunächst sehr viel geringer ist, den Lohn auf das Niveau der staatlichen Grundsicherung aufstocken. Der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer müssten sich aber Mühe geben, diese Situation so schnell wie möglich zu beenden und auf ein gutes Lohnniveau zu kommen. "Abhängigkeit von uns kann kein Dauerzustand sein", sagte er. Es sei für ihn nicht hinnehmbar, "wenn Arbeitgeber das Aufstocken zum Geschäftsmodell machen".
###mehr-links###
Die vielfach befristeten Jobs bezeichnete er für die jungen Leute als problematisch. "Wenn man Familie haben, ein Auto kaufen, einen Kredit für die Wohnung haben will, gehört dazu Berechenbarkeit auf der Einkommensseite", sagte Weise. Das Ausmaß der Zeitarbeit, die die Gewerkschaften als Leiharbeit bezeichnen, sei durch mehrere Entscheidungen der Politik dagegen erträglich geblieben.
Stabilere Beschäftigungsverhältnisse schaffen
"Wenn wir Zeitarbeit hier in Dimensionen wie in Großbritannien hätten, gäbe es in Deutschland zwei Millionen statt 800.000 Zeitarbeiter. Hätten wir mehr als eine Million Zeitarbeiter, wäre dies ein Signal für eine Strukturveränderung, die nicht zu unserem Jobsystem passt", sagte der BA-Chef. Zeitarbeit sei ein Puffer für Unsicherheit und Kapazitätsspitzen. Sie sollte sich "auf diesen Kern des Geschäfts konzentrieren und kein Modell sein, um niedrigere Lohngruppen in einem Betrieb zu etablieren".
###mehr-artikel###
Weise sprach sich dafür aus, die Agenda 2010 der früheren rot-grünen Bundesregierung im Sinne stabilerer Beschäftigungsverhältnisse weiterzuentwickeln. "Viele haben jetzt eine Arbeit, aber die ist oft noch atypisch, gefährdet, befristet, nicht gut bezahlt. Der nächste Schritt muss sein, diesen Menschen ganz intensiv eine Chance zu geben, voranzukommen", sagte der Behördenchef.