Der Prozess bedrücke die Menschen, weil er nicht die Frage nach dem Warum der Taten beantworte. Seine Leser wollten schlicht und einfach die Frage beantwortet bekommen, was das alles mit ihnen zu tun habe. "Das ist eine gesellschaftliche Frage: Was ist schief gelaufen?", sagte Raue. Weil der NSU-Prozess hauptsächlich den Osten Deutschlands betrifft, gebe es auch wieder einen verzerrten Blick auf diese Region. Deswegen komme es sehr auf die Form der Berichterstattung an.
Der Münchner Korrespondent der türkischen Zeitung "Sabah", Rahmi Turan, sagte, gerade Türken in Deutschland verfolgten den Prozess sehr intensiv. Seine Redaktion erhalte viele Reaktionen und Leserbriefe. Die Menschen interessierten sich vor allem dafür, was sich in Thüringen abgespielt hat. Zwar vertrauten die Menschen ganz und gar der deutschen Justiz, jedoch sei es manchmal schwer, das Schweigen der Angeklagten zu ertragen.
Leyendecker betont Unschuldsvermutung
Der Journalist Hans Leyendecker von der "Süddeutschen Zeitung" mahnte bei dem Prozess Geduld an. "Das ist ein Strafprozess. Die Angeklagten haben jedes Recht, ihre Möglichkeiten wahrzunehmen", sagte Leyendecker. Für Deutschland sei es wichtig, dass dieser Prozess so stattfinde, wie er stattzufinden hat. Daher müsse auch die Unschuldsvermutung gelten.
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Im NSU-Prozess muss sich die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe wegen zehn Morden an überwiegend türkischstämmigen Menschen verantworten. Mitangeklagt sind vor dem Münchner Oberlandesgericht vier Männer, die Zschäpe und ihre zwei gestorbenen Komplizen vom "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) unterstützt haben soll.