Der Kanal sei über Internet und Satellit zu empfangen, teilte die Europäische Rundfunkunion (EBU) am Donnerstagabend in Genf mit. Der Online-Livestream werde über die Webseite der EBU verbreitet, für die Satellitenübertragung hätten EBU-Techniker eine Rückübertragung des Signals programmiert. Die EBU ist der Dachverband öffentlich-rechtlicher und staatlicher Sender in Europa.
Die griechische Regierung hatte in der Nacht zum Mittwoch überraschend die Sender des staatlichen Rundfunkunternehmens ERT abgeschaltet. Ein Regierungssprecher begründete die Maßnahme mit Sparzwängen und verwies auf Kosten von 300 Millionen Euro pro Jahr, die durch ERT entstünden. Geschlossen wurden drei landesweite TV-Sender, sieben landesweite Radiokanäle und 19 Lokalradios. 2.600 Mitarbeiter verloren dadurch ihren Job. Laut Regierung soll in Kürze ein Konzept für ein neues Rundfunkunternehmen vorgelegt werden, bei dem nur noch 1.000 Menschen arbeiten.
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Die Abschaltung wurde international heftig kritisiert. Am Donnerstag unterschrieben 50 Führungskräfte von öffentlich-rechtlichen Sendern aus 39 Ländern einen Appell der EBU an die griechische Regierung. ERT müsse unverzüglich wieder auf Sendung gehen, heißt es darin. Zu den Unterzeichnen gehören ZDF-Intendant Thomas Bellut und BR-Intendant Ulrich Wilhelm.
Mit der technischen Unterstützung für den Kanal Net will die EBU in der Zwischenzeit einen Minimalstandard für die griechischen Zuschauer aufrechterhalten. Der Sender ist über den Eutelsat-Satelliten Hotbird in Europa zu empfangen, außerdem über Satelliten in Asien und im Raum Ozeanien. Die Nachrichtensendungen von Net würden trotz der Anordnung der Regierung, den Betrieb einzustellen, weiterhin in den ERT-Studios in Thessaloniki produziert, teilte die EBU mit.
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch erklärt, die Entscheidung in Griechenland sei in "voller Autonomie" getroffen worden. Die Kommission habe die Schließung von ERT nicht gefordert. Das hoch verschuldete Griechenland muss Auflagen der EU und internationaler Finanzorganisationen erfüllen. Bis Ende des Jahres sollen 4.000 Staatsbedienstete entlassen werden.