Mehr als zwei Jahre nach Beginn des Bürgerkrieges in Syrien sehe es nicht danach aus, dass die bislang 1,6 Millionen geflohenen Syrer wieder in ihre Heimat zurückkehren können, sagte der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Keßler, am Donnerstag in Berlin.
Allein in Jordanien und der Türkei lebten derzeit eine knappe Million Flüchtlinge. Ihre Situation spitze sich täglich zu. Dabei kritisierte Keßler das aus seiner Sicht zu geringe Interesse der Weltöffentlichkeit an den Folgen der militärischen Auseinandersetzungen in Syrien: "Der Fokus liegt weniger auf humanitären Themen."
"Humanitäre Tragödien fernab aller Aufmerksamkeit"
Die Diakonie Katastrophenhilfe versorgt seit vergangenem Jahr Familien im Libanon, im Irak, der Türkei und Jordanien. Mittlerweile würden rund 20.000 Familien unterstützt, vor allem außerhalb der Flüchtlingslager, sagte Keßler bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2012 seiner Organisation.
###mehr-links###
Zugleich verwies er auf weitere "humanitäre Tragödien fernab aller Aufmerksamkeit", in Kolumbien, im Tschad, im Südsudan und Sudan sowie im Kongo. "Weltweit sind 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht".
Mit ihrer Aktion "Die größte Katastrophe ist das Vergessen" will die Diakonie Katastrophenhilfe zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni an die aktuelle Lage im Kongo erinnern. In dem afrikanischen Land unterhält das evangelische Hilfswerk unter anderem ein Schutzprogramm für vertriebene Frauen und Mädchen.
Es fehlten "mediale Großkatastrophen"
2012 verzeichnete die Diakonie Katastrophenhilfe einen starken Spendenrückgang. Das Hilfswerk erhielt 7,4 Millionen Euro Spenden, rund 72 Prozent weniger als 2011 (26,9 Millionen Euro). Für den Rückgang um mehr als 19 Millionen Euro machte Keßler das Fehlen "medialer Großkatastrophen" wie etwa das Erdbeben in Haiti oder die Flut in Pakistan verantwortlich.
Zusammen mit öffentlichen Mitteln von Bund und EU sowie zweckgebundenen Rücklagen und weiteren Einnahmen standen der Katastrophenhilfe im vergangenen Jahr fast 35 Millionen Euro für 233 Projekte in mehr als 40 Ländern zur Verfügung. Knapp die Hälfte der Ausgaben (48 Prozent) flossen in Wiederaufbaumaßnahmen etwa in Haiti und Pakistan, mehr als ein Drittel (35 Prozent) in die Nothilfe etwa in Syrien, Somalia und Süd-Sudan sowie in die Katastrophenvorsorge (17 Prozent).