Religionen trügen sehr zur Identitätsbildung und Sinnstiftung bei, "verstärken Ich- und Heimatgefühle", bilanzierte Antes. "Das ist besonders wichtig für Migranten." Im Gespräch zwischen den Religionen etwa über Themen wie Kopftuch oder Kruzifix im Klassenraum werde eine demokratische Diskussionskultur eingeübt. Antes kritisierte, dass Religionen in Medien oft nur als Auslöser für Konflikte dargestellt würden: "Das ist überzogen."
###mehr-artikel###Gefahren sieht der Wissenschaftler allerdings in Gemeinschaften, die sich abschotten, "vor allem in fundamentalistischen Gruppen". Die gebe es längst nicht nur unter Muslimen, sondern auch bei den Christen. "Es wird gefährlich, wenn sich Identitäten ausschließlich auf Religion reduzieren." Dem müsse ein Dialog entgegengesetzt werden. Dafür sei das Wissen um die jeweiligen Hintergründe der Religionen eine unabweisbare Voraussetzung, wenn das Zusammenleben gelingen solle. "Religionen sind unterschiedlich - und wollen es auch sein." Diese Unterschiede stünden aber gemeinsamen Aktionen "und einer Gemeinschaft im Staat nicht im Wege".
Antes bezog sich in seiner Analyse auch auf den aktuellen "Religionsmonitor" der Bertelsmann Stiftung. Die Studie hatte festgestellt, dass in der Bevölkerung vor allem die traditionellen Funktionen der Kirchen gefragt sind. So sollen sie Räume für Stille und Gebete sowie ansprechende Gottesdienste bieten. Außerdem ist den Befragten wichtig, dass sich die Kirchen für schwache, kranke und behinderte Menschen einsetzen. Die Untersuchung zeigte außerdem, dass soziales Engagement mit der Verbundenheit zur Kirche zunimmt.