Die am 16. April 1935 in Limlingerode im Harz als Ingrid Bernstein geborene Autorin lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 in Ostberlin. Von 1960 bis 1968 war sie mit dem Lyriker Rainer Kirsch verheiratet. Der erste Gedichtband der studierten Biologin erschien noch 1965 in der DDR. Nach ihrem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 durch die DDR-Behörden siedelte sie ein Jahr später nach West-Berlin über.
Kirsch, die seit 1978 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland war, veröffentlichte in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Gedichtbände, darunter "Katzenkopfsteinpflaster" (1978) und "Erlkönigs Tochter" (1992). Sie schrieb zudem mehrere Prosa-Bücher und Kinderbücher wie "Hans mein Igel" (1990). Ihre Themen kreisten um Liebe, Einsamkeit und Naturerleben, wobei die Natur häufig zum Spiegel des Inneren wurde.
"Eine der poetisch kraftvollsten Stimmen"
Mit dem Tode Sarah Kirschs verliere die deutschsprachige Literatur "eine ihrer wichtigsten, eigenwilligsten und poetisch kraftvollsten Stimmen", erklärte Thomas Rathnow, Verlagsleiter der DVA, wo Kirschs Werke seit 1980 erschienen. Die Autorin, die der Kritiker Marcel Reich-Ranicki einmal Annette von Droste-Hülshoffs (1797-1848) "jüngere Schwester" nannte, erhielt viele Auszeichnungen, darunter den Peter-Huchel-Preis (1993), den Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (1996) sowie den Deutschen Kritikerpreis (1981).
Nach ihrer Übersiedlung in den Westen lebte Kirsch zunächst mit ihrem 1969 geborenen Sohn Moritz im Landkreis Rotenburg, ab 1983 dann bis zu ihrem Tode in Schleswig-Holstein. 1996 übernahm sie die Brüder-Grimm-Professur an der Universität Kassel. In ihrem sanierten Geburtshaus in Limlingerode, heute ein Ortsteil von Hohenstein, entstand 2002 die "Dichterstätte Sarah Kirsch e.V." als Haus für literarische und musikalische Veranstaltungen und Ausstellungen.