In Rio de Janeiro führten Großbaustellen und die Schaffung neuer Verkehrswege dazu, dass viele sozial Schwache in entlegene Stadtteile ziehen, heißt es in einer am Mittwoch von zivilgesellschaftlichen Gruppen vorgestellten Studie. Bislang seien die Wohnungen von 3.099 Familien zwangsgeräumt worden. Weitere 7.800 Familien seien von Vertreibung bedroht.
"Die neuen Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel dienen nur dem Zugang zu den Sportstätten und bedienen vor allem die wohlhabenden Stadtviertel", kritisierte Orlando dos Santos Junior, Professor für Stadtplanung und Mitinitiator der Studie. Die Bedürfnisse der mehrheitlich armen Bevölkerung seien nicht in die Planung eingeflossen. In Rio finden die olympischen Spiele 2016 und mehrere Spiele der Fußballweltmeisterschaft 2014 statt.
Die Studie "Megaevents und Menschenrechtsverletzungen in Rio de Janeiro" wurde von einem Komitee erstellt, dem Wissenschaftler und Anwohnergruppen angehören. Auf 140 Seiten dokumentiert das Dossier neben Vertreibungen auch Umweltschäden und die Verschwendung von öffentlichen Geldern bei den Vorbereitungen der Sportereignisse.
Das Komitee kritisiert auch die Kommerzialisierung des Fußballs unter der Regie des Weltverbands FIFA. Aufgrund hoher Eintrittspreise würden viele Fans von den Spielen ausgeschlossen. Ein von der FIFA gefordertes Sondergesetz räume dem Fußballverband zudem Exklusivrechte bei der Vermarktung der WM-Spiele in Brasilien ein.