Um zu einem angemessenen Ergebnis bei dem schwierigen Thema zu kommen, brauche es einen Runden Tisch und einen zweijährigen Aufschub der angestrebten gesetzlichen Regelung, wiederholten die Deutsche Kinderhilfe, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte und weitere Organisationen ihre Forderungen am Mittwoch in Berlin.
###mehr-artikel###Beschneidung sei ein beschönigendes Wort für die "gewaltsame Amputation eines gesunden Körperteils eines hilflosen Kindes", kritisierte Eran Sadeh, Gründer von "Protect the Child" in Israel. Aus seiner Sicht gehe es bei der Beschneidung ähnlich wie bei der weiblichen Genitalverstümmelung um die "Verringerung des sexuellen Vergnügens", da mit der Vorhaut ein hoch empfindsamer Teil des Körpers entfernt werde.
Sadeh sagte, die Beschneidung solle auf ein Alter verschoben werden, in dem ein junger Mann selbst darüber entscheiden könne. Dies sei zwar eine Einschränkung der Religionsfreiheit, aber nur für einen zeitlich beschränkten Übergang.
Der Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Ulrich Fegeler, betonte den höchsten ärztlichen Auftrag, Patienten nicht zu schädigen. Eine Beschneidung sei ein "Eingriff von ungeheurer Nachhaltigkeit". Die Vorhaut sei nicht einfach ein "unnützes Stück Gewebe", sondern ein Organ mit einer den Lippen oder Fingerspitzen vergleichbaren Empfindlichkeit.
Verständnis vor Ängste der Juden
Matthias Franz, Stellvertretender Direktor des Klinisches Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Düsseldorf, zeigte zugleich Verständnis für die Ängste, die die Debatte insbesondere bei Juden auslöse. Für sie sei die Beschneidung auch etwas wie ein "Überlebenszeichen". Daher brauche es einen wechselseitigen und einfühlsamen Dialog über das Thema.
Zugleich sagte Franz, aus Sicht des Kindes und aus ärztlicher Sicht gebe es keinen Grund dafür, einem gesunden Jungen seine gesunde Vorhaut abzuschneiden. Risiken wie körperliche Probleme, Ängste und ein eingeschränktes sexuelles Empfinden würden "bagatellisiert und kleingeredet". Auch Franz plädierte dafür, eine Aufschiebung der Beschneidung zu diskutieren, bis der Betroffene einwilligungsfähig sei. Anderenfalls könne auch eine "symbolisierende Transformation" debattiert werden, mit der die Beschneidung durch ein Ritual ersetzt werde, das den Körper unversehrt lasse.