Wie gehe ich mit Konflikten an Weihnachten um?

Psychotherapeutin und Autorin Stefanie Stahl
epd-Bild/Susanne Wysocki
Psychologin Stefanie Stahl empfiehlt, sich auf die Gesprächssituation an Weihnachten gut vorzubereiten.
Streit unterm Christbaum
Wie gehe ich mit Konflikten an Weihnachten um?
Schwierige Verwandte hat wohl fast jeder. Kann man den Kontakt sonst vielleicht vermeiden, ist eine Begegnung an Weihnachten oft unausweichlich. Die Psychotherapeutin und Bestseller-Autorin Stefanie Stahl verrät ein paar Tricks für die Familienfeier.

Bei heiklen politischen Gesprächsthemen an Heiligabend hilft laut Psychotherapeutin Stefanie Stahl eine klare innere Haltung. Die Autorin des "Spiegel"-Bestsellers "Das Kind in dir muss Heimat finden" empfiehlt, sich innerlich schon im Vorfeld der Feiertage auf schwierige Diskussionen vorzubereiten und Antwortstrategien zu entwickeln.

"Weihnachten ist ein sehr erinnerungsbeladenes Fest. In dieser Zeit werden häufig alte Themen unbewusst getriggert oder unbewusste, unverarbeitete Muster und Prägungen", sagte Stahl dem Evangelischen Pressedienst.

Gerade an Weihnachten, einer Zeit geprägt von hohen emotionalen Erwartungen, können politische Diskussionen in der Familie zu Spannungen führen. Auch sie sei manchmal genervt oder müsse eine Augenbraue heben, wenn ein "schwierigeres" Familienmitglied besonders rechthaberisch oder belehrend agiere. Auch Engstirnigkeit oder Intoleranz könnten sie gehörig auf die Palme bringen.

Stahl schlägt vor, in solchen Fällen bewusst innerlich Abstand zu nehmen und die Diskussion auf die Bedürfnisse der anderen zu lenken, anstatt sich in politischen Debatten zu verlieren. Gemeint sei damit, viel mehr auf das Bedürfnis hinter dem Gesagten zu achten. So könne hinter einem provokativen Kommentar beispielsweise auch ein Wunsch nach Austausch oder der Ausdruck einer Angst liegen.

Den Blick weiten auf den ganzen Menschen

Eine humorvolle oder ruhigere Reaktion auf provokante Bemerkungen könne in diesen Situationen hilfreich sein, erläuterte die Trierer Psychotherapeutin. Sie hob die Bedeutung der inneren Vorbereitung hervor, da Konflikte oft durch unerwartete Bemerkungen entstehen. "Ich kann mich im Vorfeld bereits bewusst entscheiden: Wie gehe ich mit diesem oder jenen Kommentar um?", riet Stahl.

Ein weiterer Tipp sei, in Konfliktsituationen zu versuchen, den anderen nicht zu verurteilen, sondern ihn als ganzen Menschen zu sehen und Verständnis für dessen Perspektive zu entwickeln. "Ich mache es mal an einem fiktiven Onkel fest", erklärte Stahl: "Er ist ja jetzt nicht nur der AfD-Wähler, sondern hat noch viele andere Eigenschaften, die ich vielleicht auch an ihm mag." Den Blick manchmal in diesen Diskussionen bewusst auf Weitwinkel zu stellen, helfe enorm.

Weihnachten ist für Stahl eine Zeit des Beisammenseins, in der man sich auf positive Gespräche und gemeinsame Erlebnisse konzentrieren sollte. Sie selbst freue sich auf Heiligabend bei ihrer Schwiegerfamilie. Sie befolge dabei streng ihren eigenen Rat: "Ich habe mir schon lange eine klare innere Haltung zugelegt: Das Beste ist häufig, das Gesagte nicht allzu sehr zu sich rüberzuholen, sondern bei der jeweiligen Person zu belassen."