"Mach es für evangelisch.de, zieh es einfach durch!"

Ben Crane am klavier
Foto: Anika Kempf/evangelisch.de
Das geht in die Arme und in den Nacken: Nach drei Tagen Klavierspielen auf dem Kirchentag musste Pianist Ben Crane sich mit Schmerz-Salbe einreiben.
"Mach es für evangelisch.de, zieh es einfach durch!"
Ben Crane war Pianist bei der evangelisch.de-Aktion "Vielklang" auf dem Kirchentag
Hobby-Musiker Ben Crane aus Düsseldorf war auf dem Kirchentag in Hamburg Pianist bei der evangelisch.de-Aktion "Vielklang". Er hat die Gruppen, die ein Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch auf Video einsingen wollten, am Klavier begleitet. Nach 24 Stunden reiner Spielzeit brauchte Ben Crane Schmerz-Salbe und eine Massage... Trotzdem: Die Aktion hat ihm großen Spaß gemacht.
07.05.2013
evangelisch.de

Konnten Sie vorher alle Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch? Oder mussten Sie sie extra einüben?

Ben Crane: Ich kannte nicht alle. Es war eine krasse Herausforderung! Ein Kantor hier in Düsseldorf hat mir Gott sei Dank sofort das Bläser-Gesangbuch (Ausgabe mit Notensatz, Anm.d.Red.) gegeben. Dann habe ich jede freie Minute – auch meine Mittagspausen und Zugfahrten nach Holland und zu meinen Eltern nach Frankfurt – genutzt, um die Lieder auf den Tischen durchzuspielen. Die Blicke, die ich geerntet habe, waren sehr spannend, auch als ich nach Hamburg hochgefahren bin. Der ganze Zug war natürlich voll von Kirchentagsbesuchern, die haben mich so ein bisschen komisch angeguckt und wollten mit mir sprechen – und ich dachte immer: "Leute, ich muss noch diese Stücke üben, bitte lasst mich üben!"

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Ich bin froh, dass manche Lieder nicht drangekommen sind. Bei 50 Prozent der Lieder war ich sicher im Spielen, 30 Prozent musste ich noch ein bisschen üben, und bei 20 Prozent hab' ich gehofft, dass die nicht ausgewählt werden. Einige kamen dann doch dran, und bei einem Stück war das auch ganz übel, da hat nämlich eine Kirchenmusikerin mit A-Schein (höchste Ausbildungsstufe bei Kirchenmusikern, Anm. d. Red.) mitgesungen, und ich dachte: "Die könnte das viel besser spielen als ich." Aber so war es nun mal. Ich hab mich bei ihr entschuldigt, weil ich dreimal den Schluss der Strophen falsch gespielt habe.

Wie lief die Aktion "Vielklang"? Konnten Sie die Menschen zum Singen motivieren? 

Crane: Es war fast wie bei einem verliebten Paar: Er mag sie und sie mag ihn, es muss nur noch ein Wort fallen und dann läuft es. Es war sehr schön! Manche Leute kamen mit ihrem Lieblingslied und waren mit dem Herzen gleich voll mit dabei. An anderer Stelle musste ich ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten: Ich bin sehr für Abwechslung. Nach mehr als vier Strophen finde ich es langweilig, wenn immer in derselben Besetzung gesungen wird. Deshalb hab ich einige Gruppen aufgefordert, es anders zu probieren, und viele haben sich auch darauf eingelassen. Das war cool zu sehen, wie dann einige richtig stolz waren, dass sie es geschafft hatten. Es war schön, die Leute über ihre ursprünglich gesetzten Grenzen hinaus zu motivieren, so dass sie es auch erfolgreich umsetzen konnten.  

Welche Gruppe und welches Lied sind Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Ben Cranes Gesangbuch-Sammlung zum Üben.

Crane: Da waren am Donnerstagmorgen drei Frauen, die so gut waren, dass ich sie am liebsten in meinen Chor mitgenommen hätte. Sehr schön war auch, dass einige Gruppen gesagt haben: "Ach Ben, wir brauchen noch einen Bass, kannst du mitsingen?" Und ich habe dann trotz Heiserkeit und nicht so guter Stimme mitgesungen, das hat auch wirklich Spaß gemacht. Ich würde mich freuen, einige von den Gruppen wiederzusehen!

Dreieinhalb Tage lang Klavier spielen ist gewiss schön, aber vermutlich auch anstrengend…

Crane: Das stimmt. Obwohl ich so einer bin, der durch positiven Stress immer noch mehr Kraft bekommt. Aber zwischenzeitlich ging es mir gesundheitlich nicht so gut, ich habe Hustenbonbons gelutscht und hatte sogar Fieber. Aber ich habe einfach gedacht, das ist die Chance! Mach es für evangelisch.de, zieh es einfach durch! Es war mir auch sehr wichtig, das für Gott zu tun. 

Hat Sie denn jemand zwischendurch verarztet?

Crane: Am Donnerstagabend und Freitagmorgen habe ich mir Paracetamol reingeschmissen, weil es mit dem Fieber einfach gar nicht mehr ging. Am Donnerstagabend war ich bei guten Freunden in Hamburg eingeladen, die haben mir "TLC", also "tender loving care" gegeben und mir ein Kirschkernkissen auf den Nacken gelegt. Und ich konnte bei denen in die Badewanne, das war schon cool. Für Samstag hat mir eine der Moderatorinnen dann noch Voltarensalbe mitgebracht, damit hab ich mir in den freien Zeiten die Unterarme und den Nacken eingeschmiert, weil es einfach weh tat, das muss man schon sagen.

Wie erholen Sie sich vom Kirchentag?

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Crane: Das Leben geht eigentlich gleich weiter. Ich war gestern Abend beim Osteopathen und heute Morgen vor der Arbeit bei einer Massage. Gestern habe ich meine Patentochter gesehen, und heute Abend treffe ich mich mit Freunden zum Kartenspielen. Nächstes Wochenende spiele ich Klavier auf einer Hochzeit.

Was ist Ihr nächstes großes musikalisches Projekt?

Crane: Ich habe einige Lieder komponiert und suche nach einem Verlag, der mir das als CD und Liederbuch auf den Markt bringen würde. Das ist für mich ein Traum, den ich gern umsetzen möchte. Und wenn wir für evangelisch.de nochmal was zusammen machen könnten, würde mich das total freuen, ich habe jetzt schon Entzugserscheinungen!

 

Auf dem Kirchentag haben die Sänger und Sängerinnen schon rund 150 Lieder eingesungen! Die Lieder aus dem allgemeinen Teil des Gesangbuchs (bis Nummer 535) werden gerade hochgeladen und ab Mittwoch abend auf vielklang.evangelisch.de zu sehen sein.