Die Grundidee zu "Star Trek" stammt aus einer Zeit, in der das Fernsehen ganz auf das Prinzip der Wiederholung setzte. So unterschiedlich die Planeten und Zivilisationen auch sein sollten, die das "Raumschiff Enterprise" in den Serien-Episoden besuchte, das Geplänkel auf der Kommandobrücke folgte stets demselben unterhaltsamen Ritual: Der erste Offizier Spock zog rein logische Schlüsse, Kommunikationsoffizierin Uhura zeigte Bein und meldete, dass der Kontakt abgebrochen sei, Chefingenieur Scotty übersah das "Beamen". Und Captain Kirk wusste auf alles eine witzige Antwort: "Manchmal erreicht man sogar mit Logik etwas, Mr. Spock!"
Als Regisseur und Produzent J.J. Abrams sich vor einigen Jahren daran machte, den in sechs verschiedenen Serien und zehn Kinofilmen ausgebeuteten Stoff einer Grundüberholung zu unterziehen, stand er vor der kniffligen Aufgabe, etwas Neues machen zu müssen ohne das Alte aufzugeben. Sein "Star Trek"-Film von 2009 konzentrierte sich mit großem Erfolg darauf, neue Gesichter in alten Rollen zu etablieren. Um sie herum wurden vor allem Ausstattung und Action-Sequenzen mit finanziellem Aufwand modernen Ansprüchen angepasst.
Wo der erste "Star Trek" noch relativ bescheiden versuchte, neue Fans davon zu überzeugen, dass Captain Kirk und Mr. Spock nicht von gestern sind, zeigt die Fortsetzung "Star Trek Into Darkness" von Anfang an mehr Selbstbewusstsein. Eine hochspannende Action-Sequenz bildet den Auftakt: Kirk (Chris Pine), McCoy (Karl Urban) und Spock (Zachary Quinto) bemühen sich, einen Planeten und dessen Bewohner vor dem drohenden Untergang durch einen Vulkanausbruch zu bewahren. Wie im Genre üblich kommt es auf Sekunden an und der in Lebensgefahr geratene Spock kann von Kirk schließlich nur durch einen Regelbruch gerettet werden.
Nach überstandenem Abenteuer ergibt sich also die übliche Ausgangssituation: Kirk wird das Kommando über sein Schiff entzogen. Doch da taucht gerade zur rechten Zeit ein neuer Bösewicht auf: Ein Terrorist mit Namen John Harrison (Benedikt Cumberbatch). Sein Attentat führt Kirk und Spock und all die anderen auf neuer Mission zusammen - Harrison und vor allem auch sein Motiv aufzuspüren.
Sein Selbstbewusstsein bezieht "Star Trek Into Darkness" vor allem aus der Stärke dieses neuen Bösewichts - der sich natürlich auch wieder als alter Bekannter herausstellen wird. Er ist mit Benedikt Cumberbatch hervorragend besetzt; Cumberbatch ist als moderner, junger und sehr nerdiger Sherlock Holmes in der neuen "Sherlock"-TV-Film-Reihe der BBC bekannt geworden. Wenn er nun in "Star Trek Into Darkness" verkündet, in "allem" besser zu sein als sein Gegenspieler Kirk, entfaltet er ein eisiges Charisma, dessen undurchsichtige Agenda sich einmal nicht auf "Weltherrschaft" oder "Weltdestruktion" reduzieren lässt. Man möchte mehr von ihm sehen.
Männerromanze zwischen Vulkanier Spock und Captain Kirk funktioniert
Neben Cumberbatch als Bösewicht funktioniert vor allem die Männerromanze zwischen Vulkanier Spock und Captain Kirk besser denn je, was damit zu tun hat, dass sowohl Zachary Quinto (Spock) als auch Chris Pine (Kirk) zunehmend zu ihren Figuren finden und weniger ihre großen Vorbilder von einst imitieren. Der Rest der Crew hat es da schon schwerer, überhaupt zur Geltung zu kommen: Simon Pegg als Scotty darf zwischendurch witzig sein und Karl Urban als McCoy beständig intensiv seinen "Jim" vor Gesundheitsrisiken warnen, alle anderen sind auf den Status von Stichwortgebern reduziert.
Schade ist das vor allem um die mit Zoe Saldana und Alice Eve bestens besetzten Frauen, deren Figuren offenbar in der "Jungsfantasie", die "Star Trek" letztlich ist, nach wie vor keinen richtigen Platz finden. Sie werden leicht verschämt als Augenschmaus präsentiert oder sorgen mit Augenaufschlag für ein paar romantische Töne, dramaturgisch aber erweisen sie sich als vollkommen überflüssig. Man kann gespannt sein, ob das im nächsten "Star Trek"-Film so bleibt.
Star Trek - Into Darkness (USA 2013). Regie: J. J. Abrams. Buch: Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof. Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Benedict Cumberbatch, SImon Pegg, Karl Urban. Länge: 132 Minuten. FSK: ab 12 Jahre.