Ethikrats-Vorsitzende: Gene sagen nicht alles über den Menschen

Ethikrats-Vorsitzende: Gene sagen nicht alles über den Menschen
Mit seiner neuen Stellungnahme zur genetischen Diagnostik will der Ethikrat eine gesellschaftliche Diskussion über Möglichkeiten und Risiken einer auf Gene fixierten Medizin anstoßen.
30.04.2013
epd
Corinna Buschow

Es gehe darum, dass sich die Menschen einer möglichen schleichenden Änderung des Selbstverständnisses bewusst werden, sagte Ethikrats-Vorsitzende Christiane Woopen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Gene sagen noch nicht alles über einen Menschen aus, wir dürfen sie weder unter- noch überschätzen", mahnte die Kölner Medizinethikerin. Die ganzheitliche Sicht auf den Menschen müsse bewahrt werden.

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Der Deutsche Ethikrat stellt die im Auftrag der Bundesregierung erstellten Empfehlungen zur Gendiagnostik am Dienstag in Berlin vor. Es sei eine Herausforderung gewesen, da genetische Diagnostik vielfältig sei, sagte Woopen. "Es kann sehr wertvolle Informationen geben, es kann sehr unklare Informationen geben und es kann sehr belastende Informationen und sogar irreführende Informationen geben", erklärte sie. Dazwischen zu unterscheiden, müssten Medizin und Öffentlichkeit lernen.

Woopen sagte, es gehe auch darum, Gendiagnostik tatsächlich für die Gesundheit der Menschen zu nutzen. Dazu müssten neue Erkenntnisse bei der medizinischen Versorgung berücksichtigt werden. Andererseits gehe es aber auch darum, die Selbstbestimmung des Patienten oder Kunden zu wahren, erklärte sie mit Verweis auf sogenannte Direct-to-customer-Gentests, die darüber Aufschluss geben sollen, welche Ernährung oder welches Sportprogramm am besten zu der eigenen genetischen Veranlagung passt.

Es sei nötig, dass die Öffentlichkeit leicht zugängliche und gute Informationen zur Gendiagnostik erhält, damit jeder Einzelne verantwortlich damit umgehen kann, forderte sie. "Die Dynamik in der Entwicklung der genetischen Diagnostik muss in die wissenschaftliche und gesellschaftliche Praxis eingeordnet werden", sagte Woopen.