Trauerandacht für getöteten Landrat Butte

Trauerandacht für getöteten Landrat Butte
"Wenn wir der Furcht nachgeben, wird unser Leben schon bald nicht mehr lebenswert sein", sagte der evangelische Superintendent Philipp Meyer vor 700 Trauernden. Die Menschen gedachten am Abend des in Hameln getöteten Kommunalpolitikers Rüdiger Butte.
27.04.2013
epd
Charlotte Morgenthal

Rund 700 Menschen haben am Freitagabend bei einer bewegenden Trauerandacht des ermordeten Hamelner Landrats Rüdiger Butte gedacht. "Rüdiger Butte hat für die Gemeinschaft sein Leben gelassen", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) im überfüllten evangelischen Münster St. Bonifatius in Hameln. Der 63-jährige sozialdemokratische Politiker Butte war am Vormittag in seinem Büro im Kreishaus mit einem Revolver erschossen worden. Der 74-jährige Täter tötete sich danach selbst. Er war wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz vorbestraft.

Unter Tränen nahmen fassungslose Kollegen, Vertreter von Polizei und Kommunalpolitik und Bürger Abschied. Viele fanden keinen Sitzplatz und standen im hinteren Teil des Kirchenraums. Der evangelische Superintendent Philipp Meyer sagte, an diesem Tag hätten zwei Menschen auf "schrecklich sinnlose Weise" ihr Leben verloren. "Es ist die Nähe, die dieses Ereignis so bedrohlich macht."

"Der Furcht nicht nachgeben"

Meyer appellierte an Gottesdienstbesucher und die Bürger des Landkreises, sich nicht auseinanderbringen zu lassen. Die Menschen müssten auf einander acht geben, besonders auf diejenigen, die sich absondern oder auszurasten drohen, sagte Meyer im Hinblick auf den Täter: "Wenn wir der Furcht nachgeben, wird unser Leben schon bald nicht mehr lebenswert sein."

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Weil würdigte in seiner Ansprache die politische Arbeit des getöteten Landrats: "Er war kompetent, aber nicht abgehoben - verantwortungsbewusst, aber nicht selbstherrlich. Er war bürgernah, weil er sich selbst als Bürger sah." Butte war seit 2005 Landrat im Kreis Hameln-Pyrmont. Zuvor hatte er vier Jahre lang das niedersächsische Landeskriminalamt in Hannover geleitet. Alle im Landtag vertretenen Parteien zeigten sich bestürzt und schockiert über die Bluttat.

Im Gedenken an den getöteten Landrat und seine Familie entzündeten die Menschen jeweils eine Kerze an und stellten sie auf den Altar. Zu dem Lichtermeer stimmten alle in den Kirchenbänken das Lied "Der Mond ist aufgegangen" an. Butte hinterlässt seine Ehefrau, zwei erwachsene Kinder sowie fünf Enkelkinder.

Der Schütze durfte keine Waffe besitzen

Der Schütze, der 74-jährige Rentner Hans B. aus der Nähe von Bad Münder, hatte nach Polizeiangaben bereits seit Tagen versucht, den Landrat zu erreichen. Am Freitagmorgen erschien er in dessen Vorzimmer. Butte bot ihm ein Gespräch an und bat ihn in sein Büro. Dort kam es nach einer körperlichen Auseinandersetzung zu den tödlichen Schüssen.

Als Hintergrund vermutet die Polizei jahrelange verwaltungsrechtliche Auseinandersetzungen des Mannes mit dem Landkreis. Hans B. wurde 2009 wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt. Die Erlaubnis, eine Waffe zu besitzen, war ihm bereits 1988 entzogen worden - die Tatwaffe besaß er somit illegal. Darüber hinaus war er der Polizei wegen Betrugs und Körperverletzung bekannt.