Henri-Nannen-Preis für die letzte "Financial Times Deutschland"

Henri-Nannen-Preis für die letzte "Financial Times Deutschland"
Der Verlag Grund + Jahr und das Magazin "Stern" haben den Henri-Nannen-Preis vergeben. Preisträger sind unter anderem die geschlossene "Financial Times Deutschland" und die "Lausitzer Rundschau". Der Egon-Erwin-Kisch-Preis für die beste Reportage ging an Heike Faller von der "Zeit" für ihre Geschichte über einen Pädophilen.

Die Redaktion der "Financial Times Deutschland" ist am Freitag in Hamburg für ihre letzte Ausgabe am 7. Dezember 2012 mit dem Henri- Nannen-Sonderpreis ausgezeichnet worden. Die "Final Times", wie sie an diesem Tag hieß, sei ein "Meisterstück des Journalismus" gewesen und habe "Größe im Abgang" gezeigt, sagte Stefan Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de, in seiner Laudatio. Das Preisgeld von 5.000 Euro will die Redaktion an "Reporter ohne Grenzen" spenden. Die eingestellte "Financial Times" gehörte zum Verlag Gruner + Jahr, der den Nannen- Preis auslobt.

###mehr-artikel###

Den Egon-Erwin-Kisch Preis erhielt Heike Faller für ihre "Zeit"-Reportage "Der Getriebene" über einen pädophilen Mann, der eine Therapie in der Berliner Charité macht. Beschrieben wird die innere Spannung zwischen seiner pädophilen Neigung und seiner Familie, die davon nicht weiß. Sie habe im Laufe der Recherche, sagte Faller, sogar Sympathie für "Jonas" entwickelt und eng mit ihm zusammengearbeitet.

Der Preis als beste Fotografin ging an Sandra Hoyn für ihre Reportage "Die Kampfkinder". Hoyn hat thailändische Kinder begleitet, die als Thai-Boxer von Wettbüros ausgebeutet werden. Veröffentlicht wurden die Fotos in dem Online-Magazin "emerge-mag.com". Ihren Lebensunterhalt verdient Hoyn jedoch als Hochzeitsfotografin.

Verdienste um die Pressefreiheit für Courage gegen Rechts

"Ladenschluss" über den Niedergang des Drogerie-Unternehmers Anton Schlecker wurde als beste Dokumentation ausgezeichnet. Der Beitrag von Fabian Gartmann und Sönke Iwersen erschien am 1. Juli 2012 im "Handelsblatt". Für seinen Essay "Wer sind wir, heute?" wurde Bernd Ulrich, Politik-Chef der "Zeit", gewürdigt. Darin begibt er sich in Form eines Reiseberichts auf Spurensuche der deutschen Geschichte nach Auschwitz.

Der Lokaljournalist René Wappler von der "Lausitzer Rundschau" wurde für Verdienste um die Pressefreiheit geehrt. Wappler hatte über die Nazi-Szene in seiner Heimatregion geschrieben, und sich auch nicht einschüchtern lassen, als nach einem kritischen Bericht die Redaktion in Spremberg mit rechtsradikalen Parolen besprüht wurde. Wappler führe die Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten "unter ungemütlichsten Rahmenbedingungen", sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU).

Anneliese Friedmann für ihr Lebenswerk geehrt

Die Auszeichnung für das Lebenswerk ging an die Herausgeberin der "Münchner Abendzeitung" und "Stern"-Kolumnistin Anneliese Friedmann (85). Ihre Beiträge hätten sich durch eine besondere Nähe zu den Lesern ausgezeichnet, lobte TV-Moderator Thomas Gottschalk. Nach dem Tod ihres Ehemanns Werner Friedmann übernahm sie 1969 die Leitung der "Abendzeitung". Außerdem gründete sie die Friedmann-Stiftung und rief die TV-Sendung "Stars in der Manege" ins Leben.

Gruner + Jahr und der "Stern" haben den "Henri" in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben. Er erinnert an den ehemaligen "Stern"-Chefredakteur und -Herausgeber Henri Nannen, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Ausgezeichnet werden dabei auch die besten journalistischen Arbeiten, die im vergangenen Jahr in deutschsprachigen Print- und Onlinemedien erschienen sind. Für den "Henri 2013" wurden 802 Arbeiten eingereicht. Der Preis ist mit insgesamt 35.000 Euro dotiert.