Sich vor dem Zahlen von Steuern zu drücken, sei kein Kavaliersdelikt, "wenn man sich öffentlich als Moralist gibt", sagte der Buchautor und Kölner Krankenhausleiter mit Blick auf den Fall des Präsidenten des FC Bayern München, Uli Hoeneß.
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Als Psychiater könne er Menschen verstehen, nicht immer sei ihr Verhalten aber zu entschuldigen, erklärte Lütz. Schuld dürfe "nicht weggeschwätzt werden", indem laienpsychologisch etwa nach Ursachen in der Kindheit oder Frustrationen im Privatleben gesucht werde. "Wenn man erwachsen ist, dann sollte man zu dem stehen, was man Böses getan hat. Schuld ist Schuld."
Der Autor des Buches "Bluff, die Fälschung der Welt" warnt vor der Gefahr, in die jeder gerate, wenn er der Finanzwelt mehr Realität zubillige als seinem eigenen einmaligen Leben. "Denn in der Finanzwelt kommen die existenziellen Erfahrungen nicht vor, zum Beispiel die Erfahrung von Gut und Böse." Dies sei zunächst einmal auch gut so, denn niemand wolle, dass der eigene Finanzberater Gelder aus Gutherzigkeit einem Obdachlosen schenke.
Das Problem sei, dass Menschen in komplexen Gesellschaften unvermeidlich in künstlichen Welten lebten, in der "Wissenschaftswelt, der Psychowelt, der Medienwelt und eben auch in der Finanzwelt" und diese für realer hielten als das eigene Leben, sagt Lütz. "Wer die 'Tagesschau' für wirklicher hält als die Tränen der eigenen Tochter, der lebt in einer gefälschten Welt, in einem Bluff."