Dogmatiker: Papst soll sich nicht mehr "Stellvertreter Christi" nennen

Benedikt XVI.
Foto: epd/Cristian Gennari
Papst Benedikt XVI. bei seiner letzten Generalaudienz
Dogmatiker: Papst soll sich nicht mehr "Stellvertreter Christi" nennen
Die katholische Kirche sollte dem kirchlichen Amt nach Ansicht des katholischen Münchner Dogmatikers Bertram Stubenrauch keine "sakrale Aura" zuschreiben.

Zudem sollte der Papst auf den Titel "Stellvertreter Christi" verzichten, sagte Stubenrauch am Freitagabend in München bei einem Forum der Katholischen Akademie in Bayern.

###mehr-links###

Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. habe den Kern des Papstamtes offengelegt, Bischof von Rom zu sein. Der Papst gehöre einem Kollegium an, er sei weder Priesterkönig noch "sakrales Zwitterwesen zwischen Himmel und Erde", allerdings auch kein "Frühstücksdirektor, Weltkirchenpräsident oder Delegat des Volkes Gottes", sondern wesentlich Bischof.

Benedikt: Papst des Zweiten Vatikanischen Konzils

Stubenrauch gestand, nach Benedikts spektakulärem Amtsverzicht verunsichert zu sein: "Es kann nur einen Papst geben. Warum dann der Titel 'Pontifex Romanus emeritus'? Warum weiter die Anrede 'Eure Heiligkeit'? Gibt es also doch irgendwie zwei Päpste?" Jedenfalls müsse ein derart kreativer Umgang mit Tradition, wie ihn Benedikt mit seinem Rücktritt vorexerziert habe, künftig auch in anderen kirchlichen Problemfeldern möglich sein.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der als Gründungsrektor des in Regensburg angesiedelten Papst-Benedikt-Instituts dessen gesammelte Schriften herausgibt, vertrat die Ansicht, Benedikt XVI. werde in der Geschichte nicht nur als einer der überragenden Prediger und Glaubensvermittler präsent bleiben. Er sei auch ein Papst des Zweiten Vatikanischen Konzils, der in einem Atemzug mit Johannes XXIII. und Paul VI. zu nennen sei.