TV-Tipp des Tages: "Familie Sonntag auf Abwegen" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Familie Sonntag auf Abwegen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Familie Sonntag auf Abwegen", 18. April, 20.15 Uhr im Zweiten
Das Ehepaar Bärbel und Franz Sonntag hat sich kaum halbwegs auf den Lebensabend eingestellt, da füllt sich das Nest schon wieder.

Die Besetzung, das Drehbuch, die Inszenierung, das Tempo: Man weiß gar nicht, wo man beim Lob dieses Fernsehfilms anfangen soll. Dabei ist die Geschichte gar nicht mal originell: Das Ehepaar Bärbel und Franz Sonntag (Gisela Schneeberger, Friedrich von Thun) hat sich kaum halbwegs auf den Lebensabend eingestellt, da füllt sich das Nest schon wieder: weil sich zeigt, dass die drei Kinder den Herausforderungen des Alltags auf unterschiedliche Weise nicht gewachsen ist.

Die Kinder durchkreuzen alle Pläne

"Familie auf Sonntag auf Abwegen" ist gewissermaßen der Film zum berühmten John-Lennon-Zitat "Leben ist, was dir passiert, während Du eifrig dabei bist, Pläne zu schmieden." Genau genommen ist Mutter Sonntag die einzige, die tatsächlich einen Plan hat: Sie erfüllt sich und ihrem Mann endlich den vermeintlich gemeinsamen Lebenstraum und kauft hinter Franz’ Rücken ein Haus auf Mallorca. Der Gatte findet es jedoch viel spannender, seinem Nachfolger im Autohaus auf die Finger zu schauen. Den Erlös aus dem Verkauf des Unternehmens hat er angelegt, ohne Bärbel zu informieren; die wiederum wollte damit den Besitz auf Mallorca bezahlen. Aber die Kinder durchkreuzen ohnehin alle Pläne: Robert (Sebastian Bezzel), einst für seine kühnen Entwürfe als Nachwuchsarchitekt gefeiert, steht im Schatten seiner ungleich erfolgreicheren Frau (Carolina Vera); die ganz auf Karriere fixierte Karo (Christiane Paul) verliert ihren lukrativen Job und findet keinen neuen; und Nesthäkchen Moni (Anna Maria Sturm) hat zwar, dem Vorbild der Schwester folgend, BWL studiert, wäre aber viel lieber Gärtnerin und fristet ihr Dasein als Kassiererin im Supermarkt. Angesichts der Scherben ihrer Lebenspläne kehren die Kinder nacheinander ins Elternhaus zurück, wo sich Bärbel und Franz gerade eine kräftige Krise gönnen.

Dank der Erfahrung von weiter über hundert Sitcom-Folgen inszeniert Comedy-Spezialist Ulli Baumann ("Nikola", "Ritas Welt") die Geschichte mit perfektem Gespür für temporeiche und entspannende Phasen. Die Schauspieler sind ohnehin großartig und haben spürbar Spaß an den mit genau der richtigen Dosis Gift versehenen ausgefeilten Dialogen. Darüber hinaus würzt Autorin Kirsten Peters die Geschichte mit vielen witzigen Einfällen. Schon der zweifache Einstieg ist ein Genuss: Der Film beginnt mit dem vorweggenommenen Schluss, einer Aneinanderreihung verschiedener Katastrophen. Für den eigentlichen Prolog, der eine lange Rückblende einleitet, genügen ein paar kurze Telefonate, und schon ist die Neugier auf die Familie geschürt.

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Auch die Nebenfiguren sind sorgfältig ersonnen. Regelmäßig und natürlich immer im falschen Moment taucht zum Beispiel die Maklerin auf, die das Sonntag-Haus verkaufen soll. Amüsant sind auch die Auftritte eines Psychiaters (Robert Giggenbach), bei dem Bärbel Hilfe sucht und statt dessen Arbeit findet. Die wirkliche Qualität des Films besteht jedoch darin, eine ausgesprochene lebensnahe Problematik unterhaltsam zu verpacken.