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Das Gericht schloss sich mit dem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft an. Der Verteidiger hatte eine Bewährungsstrafe gefordert. Über eine mögliche Revision müsse er noch mit seinem Mandanten reden. Da sich die vielen Taten über einen längeren Zeitraum verteilten, könne nicht von einer Gelegenheitstat gesprochen werden, sagte der Vorsitzende Richter Dirk Reuter am Freitag in der Urteilsbegründung (Az.: 6 KLs 26/12).
Vier der 18 Fälle seien als schwerer Missbrauch mit einem Eindringen in den Körper zu werten, sagte Reuter. Die Kammer sei überzeugt, dass der Angeklagte schuldfähig sei, jedoch eine eingeschränkte Steuerungsfähigkeit bei den Taten nicht ausgeschlossen werden könne.
Für die Strafhöhe sei erschwerend, dass der Angeklagte als Freund der Familien und Mitarbeiter der Kirche ein großes Vertrauen besaß, das er ausgenutzt habe. Außerdem wiege schwer, dass er die Jungen in kirchlichen Räumen, bei den schweren Taten auch im Kinderzimmer eines Opfers, missbrauchte. Die Jungen waren zur Tatzeit - zwischen Anfang 2011 und Anfang 2012 - alle jünger als 14 Jahre.
Strafmildernd wertete Reuter, das schnelle umfassende Geständnis und die Kooperation des Verwaltungsbeamten sowie seine freiwillige Therapie und einen bereits geschlossenen Täter-Opfer-Ausgleich. Die Jungen mussten in den Verfahren nicht aussagen.
Missbrauchtes Vertrauen in Kirchenräumen
Mit stockenden Worten entschuldigte sich der Vater von zwei Kindern bei den Müttern. Er habe gedacht, seine Pädophilie "im Griff" zu haben: "Ich weiß nicht, wie ich mich dazu habe hinreißen lassen können."
Die Mütter der Opfer hatten während des Prozesses berichtet, dass sie zu dem ehemaligen nebenamtlichen Kirchenmusiker ein großes Vertrauensverhältnis hatten. Eine Mutter sprach sogar vom "besten Freund der Familie". Erst im Nachhinein seien ihnen Hinweise deutlich geworden. Eine der Mütter hatte den Mann im März 2012 angezeigt.
Etliche Taten beging der Mann in einem Turmzimmer der evangelischen Kirchengemeinde. Die oldenburgische Oberkirchenrätin Annette Christine Lenk sagte, sie sei erschrocken über die vor Gericht geschilderten Fälle. Dass ein Teil der Taten in den Wohnungen der Opfer und in kirchlichen Räumen begangen wurden, habe sie "zutiefst bestürzt". Die evangelische Pastorin Heike Boelmann aus Nordenham sagte: "Auch nach einem Jahr ist für uns das Unfassbare nicht fassbar."