"Liebet eure Feinde" sei als Aufforderung zu verstehen, "mit meinen Feinden zu verhandeln und nicht a priori Gleiches mit Gleichem zu vergelten", sagte er am Sonntag bei seiner Kanzelrede in der Wittenberger Stadtkirche St. Marien. Das Gebot sei ein Aufruf, auf Rache zu verzichten und stattdessen über Moral und Gewissen nachzudenken, ergänzte er.
Haseloff verwies dabei auf den Erfolg der friedlichen Revolution in der DDR. Oppositionelle und Vertreter des SED-Staates verhandelten damals gemeinsam am Runden Tisch. Der Ministerpräsident hatte als Vorlage seiner Rede den Vers aus dem Lukasevangelium (Kap. 6, 27): "Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen." Die Wittenberger Kanzelrede findet im Zuge der Lutherdekade viermal pro Jahr statt. Es reden jeweils prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.
Haseloff, der selbst Katholik ist, verwies in seiner Rede auch auf die Bedeutung christlicher Werte zur Orientierung in der Gesellschaft. "Der Sinn des Lebens lässt sich nicht ausschließlich mit materiellen Mitteln erschließen", sagte er. Zugleich sei es für den modernen Menschen immer schwieriger, "auf althergebrachte Weise religiös zu sein". Es müssten neue Wege zu alten überlieferten Werten und Wahrheiten gefunden werden, so Haseloff.