Ihn überkomme "das kalte Grausen" bei all der Häme, die im Internet über öffentliche Personen ausgegossen werde, wenn diese Fehler machten, sagte Bedford-Strohm am Samstagabend in der Sendung "Zum Sonntag" des Radiosenders Bayern 2. "Manchmal werden Menschen aus dem Hinterhalt der Anonymität des Internets regelrecht hingerichtet."
Der Landesbischof kritisierte jedoch nicht nur die Häme im Netz. Er beobachte auch mit zwiespältigen Gefühlen die "Unerbittlichkeit", mit der Zeitungs- und Fernsehjournalisten Menschen anprangerten, sagte der Theologe. Zwar seien gründliche Recherche und Kritik unerlässlich, damit öffentlich handelnde Personen nicht "mit Dingen durchkommen, die einfach nicht in Ordnung sind". Andererseits stelle sich die Frage, ob die fortgesetzten Skandalisierungen nicht eher das Ziel hätten, bei Einschaltquoten, Klicks und Auflagen vorne zu liegen.
Eine traurige Folge von überzogener Kritik sei, dass Politiker immer seltener etwas "Kantiges, Unkonventionelles" sagten, um nicht sofort abgestraft zu werden. Er wünsche sich von den Zuhörern "weniger Entrüstung über andere und mehr Blick für die eigenen Fehler", sagte Bedford-Strohm. Die eigenen Fehler zu sehen, mache barmherzig. Barmherzigkeit und Wahrheit seien kein Widerspruch: "Wir könnten von beidem mehr gebrauchen."