Spitzenrepräsentanten der beiden großen Kirchen rufen vor Ostern zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit auf. Konkret wandte sich der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, mit scharfen Worten gegen die anhaltenden Waffenlieferungen nach Syrien: "Wo Waffen geliefert werden, entsteht der Sog nach immer neuen Waffen. Eine tödliche Spirale!" Der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte dazu auf, die Welt aus dem Blickwinkel der Armen zu sehen.
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Wenn sich die Menschen nur materiell bereicherten und geistig zumauerten, gebe es keinen Raum für die Gnade Gottes, sagte Marx am Mittwochabend bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom. Gemeinsam mit dem neuen Papst Franziskus könnten die Christen lernen, verbunden zu sein mit den Armen und sie nicht als Außenseiter zu betrachten.
EKD-Ratschef Schneider erklärte, es mache ihm "große Sorgen", dass in Syrien alle Parteien mit neuen Waffen versorgt werden: "Neue Waffen in dieses Land zu geben, heizt die Gewalt an." Krieg "soll nach Gottes Willen nicht sein", unterstrich der oberste Repräsentant von rund 24 Millionen Protestanten in einer Botschaft zum Karfreitag. Deshalb müsse man "um des Leidens und Sterbens Christi willen der Logik des Krieges widerstehen".
"kostbares Angebot zum Innehalten"
Die westfälische Präses Annette Kurschus warb dafür, Karfreitag "als kostbares Angebot zum Innehalten" neu zu entdecken. "Auch und gerade für eine plurale Gesellschaft wie die unsere ist es wichtig, sich von Zeit zu Zeit bewusst auf das zu besinnen, was wir in der Regel verdrängen: Leid, Gewalt, Tod, Schuld, menschliche Abgründe", sagte Kurschus der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). Die unbequemen Themen von Karfreitag passten weder in die Diktatur der Effizienz noch in die scheinbare Leichtigkeit der Spaßgesellschaft. Aber sie gehörten zum Leben.
An Ostern feiern Christen nach Worten des Bischofs der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, den Sieg des Lebens über den Tod. Der kurhessische evangelische Bischof Martin Hein erklärte, an Ostern rufe Gott die Toten aus dem Grab und schenke ihnen ein neues Leben.
Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann sagte in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), viele Gemeinden entfachten in der Osternacht vor der Kirche ein Feuer und entzündeten daran die Osterkerze, die dann in die noch dunkle Kirche getragen werde. Damit scheine symbolisch das Licht Gottes in die Dunkelheit des Todes und vertreibe diese. "Die Osterbotschaft bleibt ein Geheimnis, deshalb brauchen wir solche Bräuche und Symbolhandlungen", sagte die evangelische Theologin.