Die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für den diesjährigen Karfreitag ist der Zwiesprache eines Psalmbeters mit Gott entnommen: "Mein Herz hält vor dir dein Wort: 'Ihr sollt mein Antlitz suchen.' Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz."(Psalm 27,8). Der neutestamentliche Lehrtext dazu lenkt den Blick von Menschen, die Gottes Antlitz suchen, auf die Passionsgeschichte: "Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!" (Johannes 19,5).
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Karfreitag denken Christinnen und Christen in besonderer Weise an Kreuz und Leiden Jesu Christi. Und in dem Maß, wie sie Gottes Antlitz in dem Gekreuzigten erkennen, werden sie zugleich sensibilisiert für das Leiden und für die Leidenden unserer Gegenwart. Wem Christi Kreuz als Liebestat für sich selbst bewusst wird, der kann auf seinem Weg der Nachfolge nicht an Kreuzen und Wunden dieser Welt vorbeisehen und vorbeigehen.
Neue Waffen heizen die Gewalt an
Es macht mir große Sorgen, dass alle Parteien in dem seit fast zwei Jahren tobenden syrischen Bürgerkrieg mit neuen Waffen versorgt werden! Dieser Krieg hat in den vergangenen Wochen an mörderischer Intensität gewonnen. Neue Waffen in dieses Land zu geben, heizt die Gewalt an. Wo Waffen geliefert werden, entsteht der Sog nach immer neuen Waffen. Eine tödliche Spirale! Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein, und deshalb müssen wir auch um des Leidens und Sterbens Christi willen der Logik des Krieges widerstehen und uns dafür einsetzen, dass Wege jenseits der Gewalt gefunden werden!
Der Blick auf das Leiden Jesu und die Gewissheit, dass Gottes Antlitz bei den Leidenden zu finden ist, gibt Menschen die Kraft, das Leiden zu überwinden. Das ist der tiefe Sinn der Feier des Karfreitages. Die Passionsgeschichte bezeugt uns, dass Jesus Christus für uns durch den Tod gegangen ist. Aus diesem Glauben leben Christenmenschen – Kreuz, Leid und Hölle zum Trotz – in Hoffnung und in Mitleidenschaft angesichts aller gegenwärtigen Todeserfahrungen.