"Es begeistert mich, zu sehen, dass die Demokratie in Afrika so wächst", erklärte er laut Redemanuskript am Montag vor der ständigen Vertretung der Afrikanischen Union (AU) in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Am Ende des Kalten Krieges habe es auf dem Kontinent nur drei demokratisch verfasste Staaten gegeben, heute seien es etwa 20. Allerdings seien Wahlen noch keine Garantie für eine gelingende Demokratie. Afrika müsse besondere Herausforderungen überwinden und seinen eigenen Weg zur Demokratie finden, sagte Gauck aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der AU in diesem Jahr. Der Bundespräsident bezeichnete es als Gewinn für die Demokratie, dass die Presse- und Versammlungsfreiheit auf dem Kontinent immer mehr zunehme. Kritik könne so schwerer mundtot gemacht werden.
Demokratie Hand in Hand mit Wirtschaft
"Afrika hat längst begonnen, in unübersehbarer Weise Demokratiegeschichte zu schreiben", sagte Gauck. So gaben sich Namibia und Südafrika in den 90er-Jahren neue Verfassungen, Kenia folgte 2010. Hand in Hand mit der Demokratie habe sich auch die Wirtschaft hoffnungsvoll entwickelt. Besonders in den vergangenen zehn Jahren habe Afrika eine Wachstumsphase hinter sich, die in der jüngeren Geschichte ihresgleichen suche. "Sechs der zehn am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt liegen in Afrika", erklärte Gauck.
Doch daneben gebe es auch Schattenseiten. Afrika leide unter schrecklichen Kriegen und Bürgerkriegen, sagte der Bundespräsident. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen finde man in Afrika mehr als die Hälfte aller Kindersoldaten der Welt. "Kinder bewusst zum Töten zu missbrauchen, ist eine besonders grausame Menschenrechtsverletzung", erklärte Gauck. Auch mit Blick auf die Frauenrechte bestehe noch großer Handlungsbedarf. Es werde gewiss noch einige Zeit dauern, bis sich Standards von Demokratie, Marktwirtschaft und Menschenrechten "von Kapstadt bis Kairo flächendeckend durchsetzen".