Amnesty wirft allen Konfliktparteien in Syrien Kriegsverbrechen vor

Amnesty wirft allen Konfliktparteien in Syrien Kriegsverbrechen vor
Syrische Regierungstruppen bombardieren nach Recherchen von Amnesty International weiter wahllos Zivilisten.

Dabei würden auch Streubomben eingesetzt und ganze Viertel dem Erdboden gleichgemacht, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag. "Hunderte Menschen kamen in den vergangenen zwei Wochen bei solchen Angriffen ums Leben. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Unter den Opfern sind viele Kinder", sagte Ruth Jüttner, Syrien-Expertin der deutschen Amnesty-Sektion. Am 15. März jährt sich der Beginn des Volksaufstands in Syrien zum zweiten Mal.

Bei ihren Ermittlungsreisen Anfang März fanden Amnesty-Mitarbeiter neun Streubomben in der Nähe einer dicht bewohnten Siedlung. "Auch nach den Angriffen sind die nicht explodierten Streubombenteile eine tödliche Gefahr für die Zivilbevölkerung", erklärte die Organisation. Nach wie vor seien die Regierungstruppen für die weitaus meisten Kriegsverbrechen und anderen Menschenrechtsverletzungen verantwortlich.

Aber auch die Übergriffe durch oppositionelle Gruppen nähmen zu. "Immer häufiger kommt es zu Geiselnahmen", erklärte Jüttner. "Gefangene Soldaten, Angehörige der regierungstreuen Milizen und mutmaßliche Kollaborateure werden gefoltert und hingerichtet." Zeugen hätten beispielsweise in der Gegend um Süddamaskus ein "Todesloch" geschildert, in dem die Leichen von hingerichteter Regierungssoldaten und angeblichen Informanten versenkt würden.

Amnesty forderte die Vereinten Nationen dazu auf, den Internationalen Strafgerichtshof umgehend mit der Untersuchung dieser Verbrechen zu beauftragen. "Durch ihre Untätigkeit sendet die internationale Gemeinschaft ein verheerendes Signal an die Täter und Opfer der grausamen Kriegsverbrechen in Syrien", bedauerte Jüttner. Alle Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.