TV-Tipp des Tages: "Bloch: Das Labyrinth" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Bloch: Das Labyrinth" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Bloch: Das Labyrinth", 13. März, 20.15 Uhr im Ersten
Vorige Woche ist Dieter Pfaff gestorben. Vor seiner Lungenkrebserkrankung stand er im letzten Jahr für die ARD noch zwei mal als Psychotherapeut Maximilian Bloch vor der Kamera. „Das Labyrinth“ ist der erste der beiden Filme. Dass man den Darbietungen mit besonderer Wehmut folgt, liegt auch an der Qualität des Werks, denn die Geschichte verdeutlicht, wie groß das Potenzial der Reihe auch nach rund zwei Dutzend Filmen noch war.

Es gehört zum Erzählmuster der einzelnen Episoden, dass sich Bloch auch mal als Kriminalist betätigen muss, weil die Patienten nicht immer auf Anhieb mit der Wahrheit herausrücken. Mitunter, weil sie sie nicht kennen; und oft genug, weil sie sich gar nicht für krank halten. Das gilt auch für die Folge "Das Labyrinth" (Drehbuch: Jochen Greve, Johannes Rotter). Blochs Patient ist der Versicherungsmathematiker Jens (Devid Striesow), der regelmäßig ausrastet und seine Freundin Andrea (Birgit Minichmayr) schlägt. Weil zu einer Beziehung zwei gehören, will der Therapeut natürlich auch Andrea kennen lernen. Rasch stellt er fest, dass sich Andrea im Rahmen dieser schlagenden Verbindung nicht weniger gewalttätig aufführt; selbst wenn ihre Mittel subtiler sind. Letztlich reagiert Jens mit seinen Ausbrüchen auf ihren Kontrollzwang, der sich gern in Form passiver Aggressivität äußert; und die bringt ihn regelmäßig auf die Palme.

Der Zufall und eine Praline

Eine derartige personelle Konstellation ist naturgemäß eine Gratwanderung. Anders als etwa im Krimi sind Blochs Patienten ja keine Gegenspieler, sondern Menschen, denen geholfen werden muss; empfindet man kein Mitgefühl mit ihnen, weil man sie nicht mag, funktioniert der ganze Film nicht. Bei Jens ist die Empathie rasch hergestellt. Im Grunde genügt es, seine Freundin kennen zu lernen; außerdem ist Devid Striesow mit seinem freundlichen Gesicht sowieso ein potenzieller Sympathieträger. Bei Andrea ist die Sache schon schwieriger, weil Birgit Minichmayr die ohnehin abgründige Figur mit vielen Nuancen versieht, die geradezu dazu einladen, Andrea abzulehnen. Selbst Bloch, auch das ist eine Stärke des Drehbuchs, muss seine Ressentiments erst überwinden. Letztlich verhelfen ihm der Zufall und eine Praline zu dem Schlüssel, mit dessen Hilfe er jenes Ereignis in Andreas Vergangenheit findet, das sie werden ließ, was sie ist.

Der seit vielen Jahren in Deutschland lebende Regisseur Dror Zahavi hat schon viele große Filme gedreht; zuletzt unter anderem "Und alle haben geschwiegen" sowie "München 72", davor "Zivilcourage" oder die Verfilmung der Reich-Ranicki-Biografie "Mein Leben". Diese Bloch-Folge mag äußerlich viel kleiner daherkommen, zumal es sich dank der vielen Gesprächsszenen fast um ein Kammerspiel handelt. Aber unter Zahavis Führung sind die Darbietungen der drei Hauptdarsteller derart fesselnd, dass sich "Das Labyrinth" trotz einer scheinbar schlichten Bildgestaltung (Hubert Schick) mit jedem Krimi messen kann.

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Großen Anteil daran hat diesmal auch der sonst oft wie ein Fremdkörper wirkende Handlungsstrang mit Blochs Privatleben, denn hier kriselt es gewaltig: Lebensgefährtin Clara (Ulrike Krumbiegel) fühlt sich überflüssig, weil der Therapeut mit seinem Beruf verheiratet ist, und zieht vorübergehend aus. Die daraus resultierende Dünnhäutigkeit hat zur Folge, dass Bloch einige Male ausgesprochen unleidlich auftritt; eigentlich gehört er selbst auf die Couch. Zahavi und seinem in jeder Hinsicht großen Hauptdarsteller gelingt es auf diese Weise, der Figur nach gut zehn Jahren noch neue Seiten abzugewinnen; schon allein das ist respektabel.