Migrationsforscher Bade warnt vor Fremdenhass

Migrationsforscher Bade warnt vor Fremdenhass
Der Migrationsforscher Klaus J. Bade hat vor einer neuen Welle der Fremdenfeindlichkeit gewarnt.

Es braue sich eine "brandgefährliche Lage" zusammen, die ihn an die Vorgeschichte der frühen 90er Jahre erinnere, sagte Bade der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe). Wie in seinem neuen Buch "Kritik und Gewalt" kritisierte er eine Politik, die den Zuzug von Bürgern aus Rumänien und Bulgarien problematisiere.

Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) betreibe Wahlkampf mit einer "gefährlichen Ethnisierung sozialer Probleme". Laut Bade hat die Politik versagt, da sie trotz früher Kenntnis der Migrationsbewegung keine spezielle Förderung auf den Weg gebracht habe: "Die Roma sind lernwillig und zum Teil gut ausgebildet." Nötig seien zudem bessere Förderprogramme in den Herkunftsländern. Bade: "Wir brauchen nichts anderes als Entwicklungshilfe in Europa."

Meinungsführern wie Henryk M. Broder, Necla Kelek, Thilo Sarrazin und Ralph Giordano warf Bade vor, sie leisteten einem wachsenden kulturellen Rassismus Vorschub. Verschärft werde die Lage durch die Vernetzung per Internet. Online finde sich ein "gemeingefährliches Gemisch und ein kulturrassistischer Shitstorm", der sich außer gegen Fremde zunehmend auch gegen deutsche Vertreter einer liberalen Haltung richte: "Ich verlange, dass der Verfassungsschutz hier genauer hinschaut."

Der Wissenschaftler befürchtet Aufmärsche rechtsradikaler Kräfte etwa vor Wohnheimen. "Es ist damit zu rechnen, dass Anwohner das Vorgehen der Rechtsradikalen noch unterstützen." Je mehr sich die Politik gegenüber einer angeblichen Invasion der Armen für wehrlos erkläre, desto mehr könnten sich Bürger herausgefordert fühlen, "die Dinge selber in die Hand zu nehmen", warnte Bade.