Nach einer Untersuchung des Forschungsbereichs des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration, die am Dienstag veröffentlicht werden soll und dem epd vorliegt, kommen in den Augen der Befragten vor allem Muslime in der Berichterstattung schlecht weg.
So gaben knapp 71 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund und 74 Prozent der Zuwanderer an, dass sie die Darstellung von Muslimen als eher oder viel zu negativ empfinden. "Die befragten Muslime waren sogar zu 82,1 Prozent dieser Ansicht", sagte die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Gunilla Fincke. Mit eigener Betroffenheit habe dies wenig zu tun: Immerhin hätten auch Zuwanderer aus Afrika und Osteuropa angegeben, dass unter allen Migranten Muslime am negativsten dargestellt würden, erklärte Fincke.
Grundlage für die Studie waren Daten des SVR-Integrationsbarometers 2012, für das im Sommer 2011 mehr als 9.200 Menschen befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Diskrepanz zwischen dem aus den Medien vermittelten Bild und dem empfundenen Zusammenleben zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. In allen betrachteten Zuwanderergruppen ist eine Mehrheit der Meinung, dass das Zusammenleben ungestört funktioniere. Etwa ein Drittel sieht Probleme.
Die Mehrheitsbevölkerung ist bei dieser Frage gespalten: Knapp 47 Prozent sehen laut Studie ein ungestörtes Zusammenleben eher oder gar nicht, 40,5 Prozent dagegen schon. Dabei ist nach Angaben der Studien-Autoren auffällig, dass Deutsche ohne Migrationshintergrund seltener als Zuwanderer Kontakt zur jeweils anderen Gruppe haben.
Fincke ist der Überzeugung, dass ein anhaltend negatives Medienbild Vorurteile gegenüber Muslimen verstärke. Dies habe sich 2010 in der Debatte um die Thesen Thilo Sarrazins gezeigt. In der Folge sei die Bejahung eines ungestörten Zusammenlebens mit Muslimen deutlich zurückgegangen. Die Migrationsforscherin fordert mehr Sensibilität der Medien bei der Darstellung von Muslimen. Zudem seien mehr Muslime als Redakteure und die Förderung interkultureller Kompetenz in den Redaktionen sinnvolle Maßnahmen, um Stereotype zu vermeiden.