Publizist Giordano fordert mehr Engagement gegen Rechtsextremismus

Publizist Giordano fordert mehr Engagement gegen Rechtsextremismus
Der Publizist Ralph Giordano fordert ein schärferes Vorgehen gegen den Rechtsextremismus in Deutschland.

Die Gefahr von rechts sei von Anfang an unterschätzt worden, sagte Giordano dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln. Zwar sei der demokratische Staat nicht bedroht. "Das ändert aber nichts daran, dass diese Kräfte bekämpft werden müssen", sagte der Journalist und Autor, der am 20. März 90 Jahre alt wird.

Die rechtsextremen Ideen reichten bis tief in die Mitte der Gesellschaft. Wichtig bleibe daher die Wissensvermittlung über den Nationalsozialismus. Das, was der Name Hitler symbolisiere, sei im Jahr 1945 militärisch geschlagen worden, nicht aber geistig.

Verbot der NPD überfällig

Scharf kritisierte Giordano das Versagen der Ermittler bei der Aufklärung der rechtsextremen Mordanschläge. Es sei ein Skandal, dass eine Gruppe Rechtsextremisten jahrelang "spazieren gehender Weise" quer durch Deutschland morden konnte, ohne dass etwas geschehen sei. "Man fragt sich, wovor man mehr Angst haben muss: vor dieser braunen Pest oder vor der staatlichen Indifferenz ihr gegenüber", sagte Giordano, der mit seiner jüdischen Familie nur knapp der Ermordung in der NS-Zeit entkommen konnte.

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Ein Verbot der NPD ist nach Giordanos Überzeugung überfällig. "Diese Partei hat von vornherein nicht den geringsten Zweifel daran gelassen, dass sie zum Nationalsozialismus steht", sagte der Publizist. Sie wolle nicht eine andere Republik, sondern gar keine. "Dass die NPD existiert und so eine Erfolgsgeschichte hat, zeigt, dass Deutschland nie eine wirklich antifaschistische Republik gewesen ist", urteilt Giordano, der sich in seinen Bücher wie "Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein" immer wieder mit der deutschen Vergangenheit beschäftigt hat.

Giordano, der für sein Engagement mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hat sich vor allem als Mahner gegen rechtsextreme Entwicklungen einen Namen gemacht. Der Publizist wurde 1923 in Hamburg geboren. Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überlebte seine Familie in einem Kellerversteck. Nach Kriegsende arbeitete Giordano als Journalist unter anderem für die "Allgemeine Jüdische Wochenzeitung" und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Zudem war er Fernsehjournalist beim WDR. Sein 1982 veröffentlichter Roman "Die Bertinis" über eine jüdische Familie zur Zeit des Nationalsozialismus in Hamburg wurde verfilmt und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.