Historiker Sabrow sieht vor allem symbolische Bedeutung im "Tag von Potsdam"

Historiker Sabrow sieht vor allem symbolische Bedeutung im "Tag von Potsdam"
Der "Tag von Potsdam" vor 80 Jahren zeigte nach Einschätzung des Historikers Martin Sabrow die Begeisterung vieler Deutscher für das Ende der Weimarer Republik.
11.03.2013
epd
Yvonne Jennerjahn

Es sei vor allem "die begeisterte Mitmachbereitschaft" gewesen, die den Potsdamer Staatsakt zu einem historischen Augenblick machte, sagte der Direktor des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erst dadurch sei der 21. März 1933 zum "Tag von Potsdam" geworden.

Am 21. März 1933 hatten die Nazis die Konstituierung des am 5. März neu gewählten Reichstags in der Potsdamer Garnisonkirche inszeniert.  Die kommunistischen Abgeordneten des Reichstags und führende SPD-Politiker waren bereits verhaftet oder auf der Flucht. Die Sozialdemokraten boykottierten die Veranstaltung. Auf den Straßen der Stadt begleiteten Zehntausende Menschen die Feier zur Reichstagseröffnung.

Symbolpolitische Bedeutung

Die größte Bedeutung des Tages liege "in der rauschhaften Euphorie einer deutschen Mehrheitsbevölkerung, die auf die symbolisch aufgeladene Ausrufung einer mit sich und ihrer stolzen Vergangenheit einigen Volksgemeinschaft mit begeisterter Zustimmung reagierte", sagte Sabrow. Der Tag habe in Ablauf und Erinnerung eine mythische Kraft erlangt, "die ihn für viele Zeitgenossen zu einer lebenslang erinnerten Zäsur machte". Die entscheidende Bedeutung sei deshalb eine symbolpolitische.

Zugleich sei auch ein wichtiger politischer Impuls von dem gemeinsamen Auftritt von Hindenburg und Hitler in der Garnisonkirche ausgegangen, sagte Sabrow. So habe Hitlers maßvolle Rede in der Kirche die letzten Vorbehalte aufgelöst, die der Reichspräsident gegenüber seinem Reichskanzler noch hatte.

Damit sei auch Hindenburgs Wille gestärkt worden, sich aus der aktiven Politik soweit als möglich zurückzuziehen und Hitler alle gewünschten Vollmachten zuzugestehen, sagte der Historiker. Der Staatsakt vom 21. März habe so auch geholfen, "dem Ermächtigungsgesetz vom 23. März den Weg zu bahnen".