"Fast jeder zweite Palliativpatient braucht eine psychosoziale Begleitung", sagte am Samstag die leitende Psychologin Elisabeth Jentschke beim Bremer Kongress für Palliativmedizin. Ängste etwa vor Schmerzen, dem Verlust sozialer Kontakte und letztlich dem Tod spielten bei den Betroffenen eine große Rolle. "Wir brauchen Mitarbeiter, die sich ans Bett setzen und über Ängste reden."
Das könnten neben Psychologen und Seelsorgern auch Beschäftigte aus den Sozialdiensten und ehrenamtliche Hospizmitarbeiter sein, erläuterte Jentschke, die am Universitätsklinikum Würzburg arbeitet. Bei der Begleitung komme es darauf an, auch die Angehörigen einzubeziehen. "Wir brauchen Zeit zum Fragen und Zeit zum Schweigen." Wichtig sei es, Begegnungen zu ermöglichen, die beim Abschied eine zentrale Rolle spielen könnten: "Zum Beispiel ein Familienessen auf der Palliativstation oder den geliebten Hund ein letztes Mal streicheln."
Kongressleiter Hans-Joachim Willenbrink kritisierte die Situation in Krankenhäusern, wo Betten und Personal "immer weiter reduziert werden". Dort sei überhaupt kein Platz mehr für Gespräche, mahnte der Bremer Chefarzt für Palliativmedizin und Schmerztherapie, sagte er dem epd.
Im interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin am Universitätsklinikum Würzburg organisiert die Psychoonkologin Jentschke neben Selbsthilfegruppen für Patienten und Trauergruppen für Angehörige auch Yoga für Krebskranke. Daran beteiligten sich Patienten aus der Palliativmedizin, berichtete sie in Bremen. Sie registriere, dass Yoga Symptome wie Luftnot, Ängste und chronische Müdigkeit lindern könne.
Palliativmedizin ist laut Weltgesundheitsorganisation WHO die "ganzheitliche Behandlung von Patienten, die an einer fortschreitenden Erkrankung mit einer begrenzten Lebenserwartung leiden". Im engeren Sinne wird darunter neben sozialer und spiritueller Begleitung eine Schmerztherapie bei Schwerstkranken und Sterbenden verstanden, insbesondere bei Krebspatienten. Ziel ist es, die Lebensqualität unheilbar Kranker zu bewahren und ihnen ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Es geht nicht mehr um eine Heilung wie in der kurativen Medizin.