Von den teilweise seit Jahren versprochenen Hilfsangeboten und Gesetzesinitiativen sei bei den Betroffenen bisher "fast nichts" angekommen, sagte Rörig dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Das sei "enttäuschend und frustrierend".
Rörig warf Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) vor, in den Verhandlungen mit den Ländern über 100 Millionen Euro für einen Hilfsfonds bis heute nichts erreicht zu haben. Mit dem Geld sollen Therapien für Missbrauchsopfer bezahlt werden.
Familienministerium weist Vorwürfe zurück
Ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums wies die Kritik am Sonntag zurück. Die Äußerungen Rörigs gingen "an der Sachlage leider völlig vorbei". Der Bund habe über ein Jahr versucht, die Länder zu einer gemeinschaftlichen Beteiligung am Hilfsfonds zu bewegen. "Gerade weil die Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs nicht länger warten können, hat sich der Bund jetzt auch ohne die Finanzzusagen der Länder zum Start des Hilfsfonds zum 1. Mai mit einem Volumen von 50 Millionen Euro entschlossen", sagte der Sprecher.
Rörig beklagte auch, dass eine Gesetzesinitiative von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zur Verlängerung der zivilrechtliche Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch von 3 auf 30 Jahre seit 20 Monaten in einem Ausschuss des Bundestags schlummere. "Weder der Ausschussvorsitzende noch die Ministerin konnten mir bisher erklären, warum das so lange dauert", erklärte Rörig.
"Unglaubliche Defizite" sieht der Missbrauchsbeauftragte auch bei den Bundesländern und Kommunen. So mangele es in weiten Teilen Deutschlands an Beratungsstellen für Missbrauchsopfer. Insbesondere für Jungen und Männer sowie für Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund fehle es an speziell geschulten Ansprechpartnern.