Rund 3.000 aufgebrachte Muslime stürmten am Freitag die christliche Siedlung "Joseph Colony", um einen Mann zu suchen, der schlecht über den Propheten Mohammed geredet haben soll. Die Menge randalierte, verprügelte die Anwohner und steckte Häuser in Brand, wie die pakistanische Zeitung "Express Tribune" am Samstag berichtete.
Auch ein herbeigeeilter christlicher Geistliche wurde angegriffen.
Die Polizei beugte sich dem Druck des Mobs und stellte eine Anzeige wegen Gotteslästerung, obwohl der Beschuldigte nicht aufzufinden war.
Medienberichten zufolge hält die Polizei den Mann eigentlich für unschuldig.
Pakistans harsches Blasphemie-Gesetz, wonach Gotteslästerung mit dem Tode bestraft werden kann, steht international in der Kritik.
Menschenrechtsorganisationen weisen immer wieder darauf hin, dass das Gesetz vor allem dazu missbraucht wird, persönliche Streitigkeiten auszutragen.
Todesurteile wurden zwar wegen Gotteslästerung bislang nicht vollstreckt, doch zahlreiche Menschen wurden bereits nach Blasphemie-Gerüchten ermordet. Der Gouverneur Salman Taseer wurde 2011 von seinem eigenen Leibwächter kaltblütig erschossen, weil er sich für eine Reform des Gesetzes eingesetzt hatte.
Pakistans über 180 Millionen Einwohner sind zum überwiegenden Teil Muslime. Christen und Hindus machen nur rund fünf Prozent der Bevölkerung aus. Mit dem Erstarken der extremistischen Kräfte in Pakistan ist das Leben für religiöse Minderheiten gefährlicher geworden.