Mutmaßlicher Kriegsverbrecher Kenyatta gewinnt Wahl in Kenia

Mutmaßlicher Kriegsverbrecher Kenyatta gewinnt Wahl in Kenia
Bei der Präsidentenwahl in Kenia hat sich der stellvertretende Regierungschef Uhuru Kenyatta knapp durchgesetzt. Der 51-Jährige erhielt 50,07 Prozent der Stimmen, wie die kenianische Wahlkommission am Samstag nach einem von technischen Pannen begleiteten Auszählungsmarathon bekanntgab. Kenyattas schärfster Konkurrent, Premierminister Raila Odinga (68), kam auf 43 Prozent.

Für einen Sieg im ersten Wahlgang waren die absolute Mehrheit und ein Stimmenanteil von mindestens 25 Prozent in der Hälfte der Wahlbezirke erforderlich. Kenyatta erfüllte beide Bedingungen.

Der Wahlsieger und sein künftiger Vize-Präsident William Ruto (46) müssen sich wegen ihrer Rolle bei den gewaltsamen Ausschreitungen nach der letzten Präsidentschaftswahl 2008 vor dem Internationalen Strafgerichtshof verantworten. Ihnen wird die Beteiligung an Kriegsverbrechen vorgeworfen. Sie sollen zu Mord, Vergewaltigung und Vertreibung aufgerufen haben.

Unterlegener Premierminister Odinga will Ergebnis anfechten

Odinga will das Wahl-Ergebnis gerichtlich anfechten. Es gebe eklatante Fehler bei der Auszählung der Stimmen, sagte Odingas Sprecher Salim Lone der kenianischen Tageszeitung "The Standard". Isaack Hassan, Leiter der Wahlkommission, wies diese Vorwürfe zurück.

Gut 14 Millionen Kenianer waren am vergangenen Montag aufgerufen, neben einem neuen Präsidenten auch ein neues Parlament sowie Senatoren, Gouverneure, Distriktversammlungen und Frauenvertreterinnen zu wählen. Die sehr komplexe Wahl war die erste nach der neuen Verfassung von 2010. Durch sie erhält Kenia eine neue politische Struktur, in der unter anderem die Macht dezentralisiert wird.

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Bislang ist Kenia einer der wichtigsten Verbündeten des Westens am unruhigen Horn von Afrika. Der Wahlsieg von Kenyatta und Ruto könnte für das Land diplomatische und wirtschaftliche Folgen haben. Die USA, die EU und Großbritannien haben im Vorfeld deutlich gemacht, dass sie ihre Kontakte mit einem wegen Kriegsverbrechen angeklagten Präsidenten "auf das Nötigste" beschränken würden. Im Wahlkampf wetterte Kenyatta heftig gegen den Westen.

Nach der Wahl 2008 kam es wegen des umstrittenen Ergebnisses zu  ethnisch geprägte Ausschreitungen, die wochenlang dauerten. Etwa 1.300 Menschen wurden getötet, mehr als 600.000 vertrieben. Das Verfahren gegen Kenyatta vor dem Internationalen Strafgerichtshof soll im Juli in Den Haag starten.