Beckstein und Glück warnen: Amtskirchen geraten ins Abseits

Beckstein und Glück warnen: Amtskirchen geraten ins Abseits
Die beiden großen Kirchen müssen nach Auffassung der CSU-Politiker Alois Glück und Günther Beckstein mehr über ihren christlichen Tellerrand hinausschauen.
08.03.2013
epd
Christiane Ried und Achim Schmid

Weder der katholischen noch der evangelischen Kirche gelinge es derzeit besonders gut, die Menschen mit ihrer christlichen Botschaft zu erreichen, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vizepräses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Günther Beckstein, sagte, die Amtskirchen seien auf dem Nachfragemarkt nach dem Sinn des Lebens und Orientierung "unter den ganzen fernöstlichen Meditationen und Heilwässerchen nicht mehr die prägenden Stichwortgeber".

"Wir dürfen nicht nur um innerkirchliche Befindlichkeiten und theologische Differenzen kreisen", mahnte Glück. Er warnte die Evangelischen zugleich vor zu viel Selbstgewissheit und zu wenig kritischer Selbstreflexion. "Die Modernität in dem Sinn, dass man weniger aneckt, ist noch keine Gewähr dafür, dass man die christliche Botschaft besser vermittelt."

Der frühere bayerische Ministerpräsident Beckstein dagegen will nicht von einer Krise der Kirchen im Allgemeinen sprechen. "Wir haben vielmehr eine Krise der katholischen Kirche", sagte er. Als Gründe nannte er unter anderem den Missbrauchsskandal und den Umgang mit einer vergewaltigten Frau in Köln, der vor wenigen Monaten in einer katholischen Klinik die Behandlung und die "Pille danach" verweigert wurden. In der reformfreudigeren evangelischen Kirche dagegen sehe er keine Krise, sagte der Vizepräses der EKD-Synode.

Zum Reformationsjubiläum 2017, wenn sich der Thesenanschlag des Reformators Martin Luther zum 500. Mal jährt, lade die evangelische Kirche die Katholiken "ganz herzlich ein", sagte Beckstein. Sie solle sich in vollem Umfang am Reformationsjubiläum beteiligen. Er habe aber den Eindruck, dass die katholische Kirche noch nicht recht wisse, ob man wirklich Reformation feiern könne. Denn diese habe schließlich mit zur Kirchenspaltung geführt, sagte Beckstein und betonte zugleich: "Wir wollen kein antikatholische Jubiläum."

Glück fügte hinzu, dass 2017 "unbedingt ein stark ökumenisches Jahr werden" sollte. Es sei wichtig, dass die Christen gemeinsam Antworten auf die Fragen der heutigen Zeit fänden, um die Anliegen der Menschen nicht aus den Augen zu verlieren. Deshalb sollte das Reformationsjubiläum nicht nur am Begriff "feiern" festgemacht werden.