Fasten-Halbzeit: "Ich schaff's!"

Frau macht große Augen vor einem Stück Torte
Foto: dorkau / photocase
Ewig lockt die süße Versuchung
Fasten-Halbzeit: "Ich schaff's!"
Sieben Wochen können eine lange Zeit sein. "Sieben Wochen ohne" noch länger. Bisher sind 23 Tage vergangen. Das sind 552 Stunden oder 33 120 Minuten unter dem Motto "Riskier was, Mensch". Halten die Fastenden noch durch? Wie wurde die erste Krise gemeistert? Oder sind schon viele wieder "mit" statt "ohne"? Eine Halbzeitbilanz aus Kommentaren auf der "7 Wochen Ohne"-Facebook-Seite.
08.03.2013
evangelisch.de

"Ich habe das erste Mal auf der Straße getanzt!" Karin Charlotte Melde schreibt auf Facebook, wie sie alle unnötige Vorsicht über Bord warf. Auf Herz statt Verstand setzt auch Barbara Koschel. Schließlich hatte ihr Herz am Ende bisher immer Recht: "Ich riskiere, meinen Verstand öfter außen vor zu lassen, mehr mit dem Herzen zu denken und zu sprechen und meinem Gefühl zu vertrauen."

Ein Experiment wagt Coco Chanell, indem sie einfach sie selbst ist: ohne Leistungsdruck, ohne Vergleich mit Anderen, ohne Maske im sozialen Theater. Warum das Ganze? "Ich hoffe meinen wahren Freunden, Ängsten und Freuden zu begegnen."

Ans Essen geht es bei Gunnar Urbach, der sieben Wochen nur Lebensmittel aus der Region isst. Christopher Schlosser stellt sich einer nur scheinbar kleinen Herausforderung: "Ich riskiere sieben Wochen jeden Morgen ohne Kaffee - und versuche dabei auch auf Selbstmitleid zu verzichten. Letzteres ist das Schwierigere."

Sprung vom Drei-Meter-Brett

Oft geht es darum, die Beziehung zu nahestehenden Personen zu verbessern. Ekirlu Mabene riskiert "bedingungslos zu vertrauen", Annabelle Domnick "das Zulassen von Gefühlen" und Anja Maier möchte ihrem erwachsenen Sohn die Verantwortung für sein eigenes Leben überlassen, auch "wenn er nichts auf die Reihe kriegt".

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Ganz konkret wird Judith Schäfer: Sie will ein Mal vom Drei-Meter-Brett springen. Irmtraud Schröder hingegen möchte ihre "Gedankenwelt auf positiv schalten" und – wie viele meistens weibliche Fastende – lernen, "Nein" zu sagen. Beinahe philosophisch wird Tobias Bruning: "Sobald sich eine Gelegenheit bietet, nutzte ich sie. Mehr nicht - und es ist trotzdem enorm viel!"

Das Fasten bringen nur wenige konkret mit ihrem Glauben in Verbindung. Anders Sandra Köhne: Sie erzählt jedem von Gottes Werken, um "die Menschen darauf aufmerksam machen, dass es Gott gibt!" Dass das Fasten alle Generationen erfasst hat, zeigen ihre Kinder (10 und 5 Jahre), die im benachbarten Altenheim "nicht nur die Uroma besuchen". Ein Nutzer aus Bischofswerda will jeden Tag ein Mal mit einem Menschen über Gott statt übers Wetter und andere banale Dinge reden.

Sieben Wochen Fasten und danach weitermachen wie bisher? Nicht in Jarmen. Dort begann in der Fastenzeit 2012 ein Gesprächskreis, der sich zu einem Treff der Generationen entwickelte, der sich seitdem regelmäßig trifft. Viele Fastende haben ähnliche Ziele. Sieben Wochen ohne Zaudern, ohne Facebook, ohne zu viel Technik, ohne Ärger über verpasste Gelegenheiten, ohne Feigheit, ohne nutzloses Meckern und Nörgeln ("Das bringt doch eh nichts und trübt nur die Gedanken dunkel!") und ohne Eitelkeit und Egoismus – "stattdessen Gott und die Liebe in den Mittelpunkt rücken".

Erste Krise

Mit Schwierigkeiten kämpft Rechtsanwalt und Mediator Jens Hake. Eigentlich wolle er der Geschichte "Der Schimpfteufel schweigt" aus dem Fastenlesebuch von Georg Ringsgwandel nacheifern – bis ihm klar wurde, dass das in seinem Beruf unmöglich sein dürfte. Stattdessen wolle er jetzt "nach Kräften sachlich bleiben" und "im privaten Bereich auf Vorwürfe verzichten".

Markus Wieser geht durch "die erste Krise", auch Stella Marie fällt es "wirklich schwer", auf Fleisch, Süßigkeiten und Alkohol zu verzichten. Das schlage ihr zwar "schon oft auf die Stimmung", sie macht sich aber Mut: "Ich schaff's!" Sarah Anna ist "noch keine Fastenzeit ist so schwer gefallen wie diese". Verena Kuck hat öfters den Mund aufgemacht und widersprochen – und es geht ihr "richtig gut damit".

Britta Schlüter fastet zum ersten Mal. Sie hält sich besonders an das Motto "Widerspruch riskieren - ohne Blatt vorm Mund". Ihr Fazit: "Tut gut!" Stefan Bohl-Thoms hatte mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Mittlerweile hält er aber diszipliniert durch und verzichtet auf Süßigkeiten und Alkohol.

Nein zu Plastik

Susanna Heering schreibt ein Blog über ihr "Sieben Wochen ohne Plastik"-Fasten. Für sie bedeutet Fasten, "in sich zu gehen, sich auf Wesentliches zu besinnen, durch eine Veränderung etwas Neues in sich zu bewegen." Ihr war klar, dass es nicht genug in ihr bewegen würde, wenn sie nur auf Schokolade verzichtet. Mit den ersten zwei Wochen ihres Lebens ohne Plastik hat sich "viel mehr als geahnt bewegt und verändert". Sie kaufe bewusster ein und hat ein gutes Gefühl dabei, "weil ich weiß, dass das, was ich tue, gut ist – nicht nur für mich".

Kai Baltzer wollte eigentlich ganz aufs Rauchen verzichten. Stattdessen raucht er jetzt nur noch nach 20 Uhr – "das klappt super". Außer nach seiner bestandenen theoretischen Führerscheinprüfung, da belohnte er sich mit einer Zigarette am helllichten Tag. Ansonsten ist er zufrieden: "Ich merke schon, dass es mir viel besser geht." Heike Becker lässt sich nicht alles gefallen und macht öfter mal den Mund auf. Weil das nicht immer ganz einfach ist, hat sie gar nicht erst versucht auf Süßigkeiten als "Nervennahrung" zu verzichten. Dem Alkohol, Fleisch und der Wurst hat sie allerdings erfolgreich entsagt.

"Das war's wert!"

Sören Buurmann fällt sein Verzicht auf Fleisch zwar "enorm schwer", aber schließlich sei die Hälfte geschafft, also "bleibe ich auch am Ball!" Die Familie von Alexandra Harenberg sagt Nein zu Süßigkeiten und Ja zu Obst: "Es geht besser als erwartet." Ihre Kinder hätten an Geburtstagen manchmal genascht, hielten sich aber ansonsten sehr tapfer.

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Harenberg selbst hatte bisher "zwei schlimme Tage, an denen es mir sehr schwer fiel, aber generell geht es recht gut." Ker Stin hatte sich vorgenommen, in der Öffentlichkeit mutiger zu sein. Gesagt, getan. Bald steht sie mit ihrem Chor auf der Bühne und hat zwei Soli: "Ich bin seit Tagen nervös und vermutlich trifft mich mitten auf der Bühne der Schlag, aber das war's wert!!"

Auch bei Alexandra Thedieck läuft alles nach Plan: "Keine Sweets nach 18 Uhr und sonntags ohne Fernsehen, PC und Handy." Lohnt sich das? "Der Verzicht ist ein Gewinn!"