Die Schweizer wollen Megazahlungen an Topmanager von Großunternehmen nicht mehr gestatten. Am Sonntag sprachen sich nach Hochrechnungen etwa 68 Prozent der Stimmberechtigten für die "Abzockerinitiative" zur Begrenzung der Saläre aus. Damit erzielte die Abzockerinitiative eines der besten jemals erreichten Ergebnisse bei einer Volksabstimmung in der Schweiz.
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Der Kleinunternehmer und parteilose Politiker Thomas Minder hatte die Initiative gestartet. Er zeigte sich zufrieden über die hohe Zustimmung zu seinem Plan. Topmanager in der Schweiz gehören zu den am höchsten bezahlten Führungskräften in Europa.
Die Abzockerinitiative fordert, dass die Aktionäre von börsennotierten Firmen die Vergütungen für das Topmanagement genehmigen müssen. Bislang bestimmen die Konzernführer ihre Gehälter selbst. Weiter sollen Manager nur noch ein Jahr lang dem Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft angehören dürfen. Damit soll der Verfilzung entgegengewirkt werden. In Schweizer Aktiengesellschaften konzentriert sich die Macht bei den Verwaltungsräten. Zudem sollen Einmalzahlungen beim Ausscheiden von Topmanagern verboten werden. Verstöße gegen die Regeln können mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.
Exzessive Zahlungen an Manager ethisch nicht zu vertreten
Vor allem der geplante "Goldene Fallschirm" für den früheren Verwaltungsratspräsidenten des Pharmakonzerns Novartis, Daniel Vasella, ließ die Zustimmung für die Abzockerinitiative wachsen. Vasella sollte nach seinem Ausscheiden aus dem Novartis-Verwaltungsrat knapp 60 Millionen Euro erhalten. Erst nach massiven öffentlichen Protesten verzichtete Vasella auf das Geld.
Der Vater der Initiative, Minder, argumentierte, dass exzessive Zahlungen an Manager ethisch nicht zu vertreten seien und das Vertrauen in die Marktwirtschaft erschütterten. Linke, grüne und bürgerliche Politiker sowie Kirchenvertreter und Gewerkschaften unterstützten die Abzockerinitiative. Der parteilose Minder sitzt als Ständerat im Schweizer Parlament.
Regierung und Wirtschaftsverbände lehnten den Plan ab. Sie erklären, die vorgeschlagenen Regeln würden den Spielraum für Unternehmen zu sehr einschränken und das liberale Schweizer Aktienrecht verwässern. Regierung und Verbände zeigten sich nach der Abstimmung enttäuscht. Sie sprachen sich jedoch für eine zügige Umsetzung der Abzockerinitiative aus. Experten rechnen damit, dass die Inhalte der Initiative etwa in zwei Jahren im Gesetz verankert sein werden.