In der deutschen Gesellschaft gebe es eine Tendenz, Muslimen zu sagen, wann sie beleidigt sein dürfen und wann nicht, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, auf einem Podiumsgespräch zum Thema "Hat Gott Humor?" am Freitagabend. Teilweise erlebe er einen aggressiven Atheismus. Zudem könne Satire wie im Fall der dänischen Mohammed-Karikaturen auch Rassismus transportieren, erklärte er auf der von der Stiftung Brückner-Kühner initiierten Veranstaltung.
Dem widersprach die juristische Beraterin des Satiremagazins "Titanic", Gabriele Rittig. Satire könne hochmoralisch sein und stelle in den meisten Fällen keine Beleidigung dar, erklärte sie: "Es gibt keinen satirischen Deckmantel, um Interessen zu transportieren."
Mit der Aussage "Gott kann man nicht beleidigen" wies der Kasseler katholische Dechant Harald Fischer Forderungen nach Einführung eines Blasphemie-Paragraphen zurück. Die bestehenden Gesetze reichten aus, "mehr brauchen wir nicht", sagte er. Die Gesellschaft müsse es aushalten, über die Verletzung religiöser Gefühle zu diskutieren.
"Jeder darf beleidigt sein"
Die Schriftstellerin Felicitas Hoppe gab zu bedenken, dass Karikaturen und Satire ein öffentliches Gespräch über ein Thema anregen könnten. "Die Karikaturisten arbeiten sich an etwas ab, was angeblich für viele Menschen keine Rolle mehr spielt" sagte sie im Hinblick auf Karikaturen über religiöse Themen. Gegenwärtig lieferten die Religionen laufend "Steilvorlagen für die Satire, die nicht zu toppen" seien.
Wiglaf Droste, Schriftsteller und Satiriker, gab zu bedenken, dass es ein Beleidigtsein nicht ohne die Bereitschaft gebe, beleidigt werden zu wollen. "Jeder darf beleidigt sein bis hin zur Leberwurst", sagte er. Auf das Thema des Abends angesprochen, antwortete unter Anspielung auf den Roman "Der Name der Rose" von Umberto Eco: "Ob Gott Humor hat, kann man nicht eruieren, aber es gibt nichts Schlimmeres als humorlose Menschen."