Geschäftsführer Ulrich Ende sagte nach epd-Informationen bei einer Betriebsversammlung am Freitag in Berlin, er sehe weiterhin Perspektiven, das Unternehmen zu retten. Er bitte die dapd-Kunden um Verständnis, dass der Betrieb zunächst in abgeschwächter Form weitergehe.
Am Vormittag war bekanntgeworden, dass Ende zum zweiten Mal binnen sechs Monaten Insolvenz für die Nachrichtenagentur anmelden musste. Eine Sprecherin des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg bestätigte dem epd, dass ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet worden sei. Grund für die erneute Insolvenz war nach Endes Aussagen in der Betriebsversammlung nicht die mangelnde Investitionsbereitschaft der Geldgeber. Vielmehr sei die junge GmbH mit den 62 Kündigungsschutzklagen ehemaliger Mitarbeiter überfordert gewesen. Zudem gebe es wegen der ersten Insolvenz "strukturelle Schwächen" bei dapd.
98 Mitarbeiter im November 2012 entlassen
Der Journalist Ulrich Ende hatte erst am 1. Februar die insolvente Nachrichtenagentur übernommen. Von zunächst fünf angekündigten weiteren Investoren der neuen dapd Nachrichtenagentur Beteiligungs GmbH wurden zum Start nur zwei Namen genannt: Gemeinsam mit den Unternehmern Wolfgang Pabst und Christoph Bausinger wollte Ende vier Millionen Einlagekapital für dapd bereitstellen. Pabst betreibt den Fachverlag Pabst Science Publishers, Bausinger die in Wiesbaden ansässige Hunternet GmbH.
Mit dem Einstieg Endes wollte dapd einen Neustart schaffen. Die Nachrichtenagentur hatte für die acht Gesellschaften, die das aktuelle Tagesgeschäft bestritten, Anfang Oktober 2012 Insolvenz angemeldet. Im November wurden 98 von 299 Mitarbeitern entlassen.
"Endlich wieder an eine Perspektive geglaubt"
Die dapd war 2010 von den Investoren Martin Vorderwülbecke und Peter Löw gegründet worden. Sie hatten damals den Anspruch formuliert, den Marktführer Deutsche Presse-Agentur (dpa) verzichtbar zu machen. Vorläufer der dapd waren der Deutsche Depeschen Dienst (ddp) sowie der deutsche Dienst der US-amerikanischen Associated Press (AP).
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken, sagte, die neue Insolvenz sei ein erneuter Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter. "Nach Monaten der Unsicherheit haben sie nun endlich wieder daran geglaubt, eine Perspektive zu haben", sagte Konken. Er forderte die Investoren auf, dapd schnellstmöglich die zugesagten Mittel zur Verfügung zu stellen. Er bezog sich auf Berichte, dass von den zugesagten vier Millionen Euro nur 1,5 Millionen Euro an dapd geflossen seien.