"The Avengers" ist die von Marvel lang angekündigte und von Comicfans heiß ersehnte cineastische Party der beliebtesten Superhelden des amerikanischen Comic-Universums. Auf dieses 220 Millionen Dollar teure Gipfeltreffen wurde das Publikum mit den durchweg gelungenen Comic-Adaptionen "Der unglaubliche Hulk" (2008), "Iron Man" (2008), "Iron Man 2" (2010), Thor (2011) und "Captain America - The first Avenger" (2011) eingehend vorbereitet.
Nur "Spider-Man" ist aus rechtlichen Gründen derzeit noch nicht reif für einen Beitritt in der Supergruppe. Der netzschwingende Teenager soll sich im Sommer mit "The amazing Spider-Man" zunächst einer dreidimensionalen Generalüberholung in Marvels hauseigener Filmproduktion unterziehen.
Mit im Team sind dafür die in "Iron Man 2" eingeführte russische Agentin Black Widow (Scarlett Johansson) und der weltbeste Bogenschütze Hawkeye (Jeremy Renner). Alle titelgebenden Helden und ihre Sidekicks haben in diesen Vorgängerfilmen eine ausführliche Figurencharakterisierung erfahren.
Davon profitiert die Dramaturgie der "Avengers" ungemein. Sie sind vielleicht nicht so unangepasst wie die ebenfalls von Marvel/Stan Lee konzipierte Super-Mutanten-Truppe X-Men, die sich vornehmlich aus von der Gesellschaft ausgestoßenen Sonderlingen rekrutiert.
Aber der unvermeidliche Patriotismus, der Superhelden wie dem ehemaligen Nazi-Jäger Captain America nun mal innewohnt, stößt einem längst nicht so sauer auf wie aktuell in dem unfreiwillig zynisch anmutenden Propagandafilm "Battleship". In dem von der US-Navy unterstützten Werbefilm ziehen ausnahmslos hirnlose Jungsoldaten wie Opferlämmer für ihr Vaterland in eine Seeschlacht gegen außerirdische Invasoren.
"Wir sind kein Team, wir sind eine Zeitbombe"
Die Avengers hingegen sind kein dummes Kanonenfutter, sondern intelligente Individualisten. Auch wenn der Captain von seinen Kollegen als altmodisches Auslaufmodell belächelt wird und die menschliche Zeitbombe Dr. Bruce Banner alias Hulk warnt: "Wir sind kein Team, wir sind eine Zeitbombe", sind die Avengers eine stolze multikulturelle Eliteweltpolizei unter amerikanischer Führung.
Das drückt sich auch in dem offiziellen Namen ihrer Vereinigung S.H.I.E.L.D und der Bezeichnung "International peace keeping agency" aus. Diese agiert unter Führung von US-Agent Nick Fury (Samuel L. Jackson). Der einäugige Kriegsveteran trommelt die ungleichen, extrovertierten Superhelden zusammen, weil der aus dem Götterreich Asgard verstoßene Loki (Tom Hiddleston) die globale Sicherheit mit einer Armee außerirdischer Biester gefährdet.
Doch Loki enttäuscht als Oberbösewicht des lang erwarteten Avenger-Films, denn eigentlich hat man den ungezogenen Stiefbruder des blonden Donnergottes schon in "Thor" abgefrühstückt. Zum anderen haben die unbequemem Helden eigentlich gar keine Lust, sich zu einem Team zu formieren und die Welt zu retten. Sie hauen sich lieber gegenseitig die Köpfe ein und sorgen damit für die eigentliche Attraktion des Films. Die gemeinsame finale Schlacht der Rächer gegen Lokis Armee am obligatorischen Battleground New York kommt lediglich einer ritualisierten Ehrenrunde gleich.
Jahrzehntelang scheiterten Superheldenverfilmungen an der technischen Realisierbarkeit solcher Konfrontationen. Digitale Spezialeffekte machen heute eine nahezu werkgetreue Umsetzung möglich. Die Grenze zwischen Real- und Animationsfilm verwischt dabei.
R: Joss Whedon. B: Zak Penn, Joss Whedon. Mit: Scarlett Johansson, Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Jeremy Renner, Gywneth Paltrow, Chris Evans, Samuel L. Jackson, Tom Hiddleston, Mark Ruffalo. L: 140 Min. FSK: 12