Im Ruhestand übernahm Wagner später das Pfarramt an der KZ-Gedenkstätte Dachau bei München. Die Dachauer Versöhnungskirche feiert am kommenden Sonntag einen Gedenkgottesdienst.
Wagner wuchs in einer wohlhabenden, liberalen Familie in Hamburg auf. Sein jüdischer Vater war Gewürzgroßhändler, seine Mutter Konzertsängerin, deren jüdische Eltern zum Christentum konvertiert waren. Nach dem Abitur 1933 studierte er Theologie in Bethel und Rostock.
Die Hamburgische Landeskirche verweigerte ihm 1936 zunächst sogar die Zulassung zum Examen. Der Dienst in einer Gemeinde sei "in Ihrem Fall undenkbar", schrieb Bischof Franz Tügel, ein bekennender Nationalsozialist. Einen Singkreis in Hamburg durfte er leiten, Bibelstunden dagegen nicht. Erst als Wagner versprach auszuwandern, wurde er zum Examen zugelassen.
Im Herbst 1938 gelang Wagner die Flucht nach Kanada. Nach seiner Promotion war Dorfpastor in Big River und später Stadtpastor in Saskatoon. 1946 ging Wagner in die USA, wo er Pfarrstellen in Bremen (Illinois), Baltimore (Maryland) und San Francisco übernahm.
Nach Kriegsende wurde Wagner auf eigenen Wunsch wieder in die Kandidatenliste der Hamburgischen Landeskirche aufgenommen und zu einem Besuch eingeladen. 1954 kam er für eine Vortragsreihe nach Hamburg, entschied sich aber gegen eine endgültige Rückkehr. Als 65-Jähriger bewarb er sich bei der Landeskirche Bayern und wurde nach Stationen in Bamberg und Oberammergau 1981 für knapp vier Jahre Pfarrer an der Dachauer Versöhnungskirche. Ende 1984 kehrte er mit seiner Frau zurück nach El Cajon (Kalifornien), wo er am 17. September 1993 starb.
Wagner habe als "Vertriebener" in seiner eigenen Landeskirche Schutz und Sicherheit verloren, sagte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Rassistisches Denken habe in der Gedankenwelt der damaligen Kirchenführung einen höheren Stellenwert gehabt als die Verbundenheit unter Christen.