Petrus
1. So wurde Petrus Jünger
Markus 1,15-20; Johannes 1,35-42
Ein einfacher Fischer gibt seinen Beruf auf und folgt einem umstrittenen Wanderprediger: Das ist die Geschichte des Simon (so lautet der ursprüngliche Name des Petrus). Er lebte in Kapernaum, einem Ort am See Genezareth; mit einem eigenen Boot fischte er auf dem See. Zu seinen Kollegen gehörten sein Bruder Andreas sowie Johannes und Jakobus und deren Vater Zebedäus. Eines Tages kam Jesus an ihren Booten vorbei und sah, wie sie ihre Netze auswarfen. Mit einer einfachen Aufforderung schafft er es, alle vier dazu zu bewegen, sich ihm anzuschließen: „Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!“ So berichten es die Evangelisten Markus, Lukas und Matthäus. Johannes schreibt anderes: Demnach erfuhr Simon erst durch seinen Bruder Andreas davon, dass Jesus der Messias sei, und schloss sich den Jüngern an.
Zitat: „Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.“
2. Petrus war verheiratet
Lukas 4,38f.; 1 Korinther 9,3
Petrus war verheiratet – an diesem biblischen Befund lässt sich nichts deuteln und es gibt auch historisch keine Hinweise, dass er zölibatär lebte. Die Ehefrau des Petrus wird jedoch namentlich nicht genannt oder in einer Geschichte beschrieben. Ihre Mutter – also die Schwiegermutter des Petrus – wurde von Jesus geheilt. Sie litt unter hohem Fieber; Jesus „gebot dem Fieber und es verließ sie.“ „Sogleich stand sie auf und diente ihnen“, heißt es weiter. Während Petrus mit Jesus unterwegs war, scheint seine Frau in Kapernaum geblieben zu sein; später allerdings begleitete sie ihren Mann auf Missionsreisen. Das ist aus einer Bemerkung des Paulus bekannt.
Zitat: „Haben wir nicht auch das Recht, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu führen wie die andern Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?“
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3. Wie Simon zu Petrus wurde
Markus 8,27-30; Matthäus 16,13-20; 18.18
„Wer, sagen die Leute, dass ich sei?“ fragt Jesus eines Tages seine Jünger. Sie erzählen ihm, was sie gehört haben: Dass er Johannes der Täufer sei oder ein wiederauferstandener Prophet. „Und wer sagt ihr, dass ich sei?“ möchte Jesus dann von seinen Jüngern wissen. Petrus antwortet: „Du bist der Christus Gottes!“ Merkwürdigerweise befiehlt Jesus den Jüngern, „dass sie das niemandem sagen sollten“. Der Evangelist Matthäus fügt dieser Begebenheit einen weiteren Wortwechsel an. Demnach lobt er Petrus für diese Erkenntnis und nennt ihn „Fels“ (griechisch: „petros“), auf den er seine „Gemeinde“ bauen will. Auch stattet Jesus Petrus mit geistlichen Vollmachten aus: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ Theologen haben schlüssig belegt, dass diese Verse des Matthäus ein späterer Einschub sind, der ein durchsichtiges Ziel hat: Die Vormachtstellung des Petrus in der Urkirche sollte herausgehoben werden. Und wie ginge das besser, als wenn Jesus selbst Petrus hochgelobt hätte?
Zitat: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“
4. Der kleingläubige Petrus versinkt
Matthäus 14,22-33
So bemüht Petrus ist, alles richtig zu machen – immer wieder manövriert er sich in Situationen, in denen sein Kleinglaube deutlich und beschämend zu Tage tritt. Zum Beispiel eines Tages am See Genezareth. Vom Boot aus sehen die Jünger Jesus auf dem Wasser wandeln. Sie denken, das kann nur ein Gespenst sein und hören seine Beschwichtigung: „Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“ So weit, so tröstlich. Aber nein, Petrus will mehr: Auch er will auf dem Wasser gehen. Erst funktioniert‘s, dann aber erschrickt Petrus und droht in den Wellen zu versinken. Jesus hilft und tadelt ihn.
Zitat: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“
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5. Der Teufel steckt in Petrus
Matthäus 16,21-23
Mal direkt, mal verklausuliert Jesus erklärt seinen Jüngern, dass ihm großes Leiden bevorsteht, er aber vom Tode auferstehen werde. Petrus versteht diese Leidensankündigung nicht, es kommt zum Streit. Petrus nimmt Jesus zur Seite und tadelt ihn: „Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!“ Darüber ist Jesus dermaßen empört, dass er in seinem Jünger den Satan am Werk vermutet.
Zitat: „Geh weg von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis!“
6. Petrus verleugnet Jesus
Markus 14,71
„Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen!“, meint Petrus, als Jesus ihm vorhersagt, dass er ihn verleugnen wird. Und allen Beteuerungen des Petrus zum Trotz: Jesus wird Recht behalten. Nach Jesu Verhaftung hält sich Perus in einem Hof in der Nähe auf. Dort erkennen ihn einige Menschen und sprechen ihn darauf an, ob er nicht einer der Jünger Jesu sei?! Doch Petrus versichert: „Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.“ Als ein Hahn zum zweiten Mal kräht, wie Jesus es vorhergesagt hatte, erkennt Petrus, dass er Jesus tatsächlich verleugnet hat, und beginnt zu weinen.
Zitat: „Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.“
7. Gemeindegründer Petrus
Apostelgeschichte 2,14-47; Galater 1,18
Nachdem am Pfingsttag in Jerusalem der Heilige Geist Gottes auf die Jesus-Jünger und viele andere Menschen herabgekommen war, hält Petrus eine leidenschaftliche Predigt, in der er das Geschehen deutet. Daraufhin bildet sich die erste christliche Gemeinde. Petrus wird zu einer der bedeutendsten Gestalten dieser sogenannten Urkirche; damit zieht er den Zorn der Jerusalemer Autoritäten auf sich und wird zeitweise inhaftiert. Der Ruf des Petrus eilt ihm voraus; „um Kephas kennenzulernen“ reiste Paulus nach Jerusalem. Die beiden werden zu den bedeutendsten Missionaren der Urchristenheit.
Zitat: „Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden.“
Zum Weiterlesen:
Christfried Böttrich: Petrus. Fischer, Fels und Funktionär. Reihe "Biblische Gestalten" Band 2, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2001