Vordringlich sei eine Bildungsreform, sagte Freitag in Pretoria dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Eine Möglichkeit könnte sein, für eine Übergangszeit Lehrer aus dem Ausland nach Südafrika zu holen, zum Beispiel zwecks Aufbau und Förderung der dualen Berufsausbildung."
Das Land am Kap, für das die EU der wichtigste Außenhandelspartner ist, hat mit verbreiteter Armut und ungleicher Einkommensverteilung zu kämpfen. Die faktische Arbeitslosigkeit liegt Schätzungen zufolge bei rund 40 Prozent, fast die Hälfte der rund 50 Millionen Einwohner muss mit weniger als 1,50 Euro am Tag auskommen. Die Aids-Rate gehört zu den höchsten weltweit, und die Korruption grassiert.
Trotz vielfachen Unmuts, blutiger sozialer Proteste und brutaler Polizeigewalt zeigte sich Botschafter Freitag zuversichtlich, dass die Nation ihren Weg machen werde: "Südafrika ist das Land mit den meisten Rohstoffen weltweit, es hat eine freie Presse und eine starke Zivilgesellschaft." Ein wichtiger Schritt nach vorne sei der nationale Entwicklungsplan, "der eine auch selbstkritische Bestandsaufnahme vornimmt", sagte Freitag am Rande eines Treffens mit Politikern und Kirchenvertretern aus Nordrhein-Westfalen.
Vertreter der Düsseldorfer Staatskanzlei und des Landtags sowie evangelische Entwicklungsexperten sind nach Südafrika und Namibia gereist. Nordrhein-Westfalen hat seit 1995 eine Partnerschaft mit der Provinz Mpumalanga. Das Partnerschaftsabkommen läuft in diesem Jahr aus und soll durch eine neue Vereinbarung ersetzt werden.