Die Ergebnisse der Recherchen wurden am Montag in Berlin vorgestellt. Die italienische Ausgabe von Nuzzis Buch war im Mai auf den Markt gekommen. Der Journalist stützt sich auf Dokumente, die im Zuge des "Vatileaks"-Skandals aus den Privaträumen des katholischen Kirchenoberhaupts gestohlen worden waren. Der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele muss sich demnächst gegenüber einem vatikanischen Gericht verantworten.
"Hier muss sofort gehandelt werden"
Laut der deutschen Ausgabe von Nuzzis Buch griff Benedikt XVI. persönlich in die Diskussionen um einen möglichen Ausstieg der deutschen Diözesen aus dem profitablen Weltbild-Verlag ein. "Der Heilige Vater hat entschieden: Hier muss sofort gehandelt werden", notiert der Sekretär des Papstes, Georg Gänswein, am 2. November 2011 unter einen Brief des vatikanischen Vize-Außenministers Ettore Balestrero.
Darin zitiert der Diplomat aus Medienberichten, wonach sich im Sortiment des Buchverlags "circa 2.500 erotische und esoterische Titel" befänden. "Katholische Kreise" hätten auf diesen Glaubwürdigkeitsverlust seit Jahren hingewiesen und dokumentiert, aber von Seiten der deutschen Bischöfe habe es "keinerlei Anzeichen für einen Wandel gegeben", resümiert Balestrero in seinem Brief an Gänswein.
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Ferner zitiert er den Kölner Kardinal Joachim Meisner mit dem Satz: "Es geht nicht, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen." Meisner könnte, so der Vorschlag des Diplomaten, auch als Gegengewicht gegen die deutschen Bischöfe an der klärenden Audienz teilnehmen, um die diese bei einer Forderung nach Ausstieg aus dem Verlag ersuchen würden.
Drei Wochen später beschließen die deutschen Diözesen zunächst tatsächlich den Ausstieg. Mittlerweile ist von einem Verkauf aber keine Rede mehr. Stattdessen sollen alle Gewinne aus dem Verlagsgeschäft in eine gemeinnützige Stiftung fließen. "Weltbild" mit Sitz in Augsburg ist mit 6.400 Mitarbeitern einer der großen Versandbuchhändler in Deutschland.
In Nuzzis Buch finden sich weitere Hinweise auf ein deutlich gespanntes Verhältnis zwischen Vatikan und der katholischen Kirche in Deutschland sowie zum eigenen Apostolischen Nuntius in Berlin, Jean-Claude Périsset. Vor dem Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. beschwert sich der Diplomat in Rom, dass seine Ansicht in unbedeutenden Angelegenheiten eingeholt werde, "während viele andere Themen entschieden werden, ohne dass zuvor Kontakt aufgenommen wird".